• Veröffentlichungsdatum : 15.02.2024

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  • 408 Wörter

Einmal Krieg und zurück. Das Kriegstagebuch des Johann Plöchl

Markus Kroiher

Markus Kroiher

Einmal Krieg und zurück. Das Kriegstagebuch des Johann Plöchl

Graz 2020, Vehling Verlag

252 S, 24 s/w-Abbildungen

21 x 14,9 cm

€ 19,80

ISBN: 978-3-85333-344-0

Tagebücher von Frontsoldaten geben Einblick in das unmittelbare Geschehen, da– wenn der Schreiber zum Stift griff – das Geschehene meist nur wenige Stunden alt war. Anders als bei Erinnerungen sind diese Texte nicht durch spätere Eindrücke, das Vergessen oder durch die Verarbeitung zeitgenössischer Literatur verändert.

Der Herausgeber des im Original zweibändigen Tagebuches fand dieses beim Ausräumen des Hauses seiner Schwiegereltern und brachte sie in Form einer Edition heraus. Anders als er im Vorwort formulierte, enthält es bisher unbekannte Tatsachen zum Ersten Weltkrieg, wenn man den Text im Sinne der Militärhistorischen Sozialgeschichte bearbeitet und in den Kontext der Geschichte des Infanterieregiments 14, dem Vorgängerverband des heutigen Panzerbataillons 14, stellt. Vor allem ist es eine wertvolle Ergänzung zu anderen Erinnerungen und Tagebüchern des Infanterieregiments 14.

Der spätere Gemeindearzt von Weilbach im oberösterreichischen Innviertel, Dr. Johann Plöchl, rückte im Jahr 1915 als Kadett in Linz ein und verbrachte mit den im Volksmund „Linzer-Hessen“ genannten „14ern“ mit Unterbrechungen drei Jahre an der Russlandfront und auf dem italienischen Kriegsschauplatz, um zu guter Letzt noch fast ein Jahr in italienische Kriegsgefangenschaft zu geraten. Die beinahe täglich erfolgten Eintragungen behandeln das unmittelbare Umfeld des späteren Oberleutnants Plöchl, seine ihm unmittelbar unterstellte Einheit, das Wetter, das Essen oder die Gefallenen und Verwundeten. Sie zeigen auch die manchmal aufblitzende Begeisterung für Vaterland und Krieg, aber auch die im Laufe der Zeit immer wieder auftauchende Resignation, Trauer, Einsamkeit und Frustration. Johann Plöchl ist nach seinen Aufzeichnungen keinesfalls unkritisch, er beschreibt auch mehr als einmal, dass er viele Befehle als kontraproduktiv – ja unsinnig – empfindet.

Leider hält die Edition mit dem Text nicht schritt. Es fehlt an einer durchgängigen Editionstechnik (was wird im Originaltext angemerkt und warum?), an Indices und Registern. Es gibt kein Quellen- und Literaturverzeichnis und dem Text wird keine – wenn auch nur kursorische – Regimentsgeschichte vorangestellt oder eine ausgearbeitete Biografie Johann Plöchls. Hier gäbe es im Österreichischen Staatsarchiv/ Kriegsarchiv nicht nur Personalakten, sondern sicherlich auch Hinweise im Bestand zum Infanterieregiments 14 zwischen 1915 und 1918. Auch in Anno der Österreichischen Nationalbibliothek wird man zu ihm fündig, eine weitere Quelle steht in den Zeitungsbeständen des Innviertler Volkskundehauses in Ried im Innkreis zur Verfügung wie auch im Pfarramt Weilbach oder im Gemeindearchiv, den Universitätsarchiven Wien und Graz bzw. in den Aufzeichnungen der Ärztekammer Oberösterreich.

-mpr-

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