• Veröffentlichungsdatum : 21.03.2019

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Die Online-Kanäle des ÖBH - Teil 4

Michael Bauer

Fokus: Bundesheer auf Twitter

Am 29. Juni 2018 stürzt um 1026 Uhr eine Alouette III des Bundesheeres in den Karnischen Alpen ab. 21 Minuten später wird die Kommunikationsabteilung des BMLV darüber informiert. Innerhalb von fünfeinhalb Stunden werden nun sechs unterschiedliche Kommunikationskanäle benutzt, um die interne und externe Öffentlichkeit mit Fakten, Zahlen und Neuigkeiten zu informieren. Denn wenn es nicht gelingt, innerhalb kürzester Zeit, den „Kommunikationstisch“ mit eigenen Speisen zu decken, dann wird dieser mit Gerüchten, Meinungen, Halbwahrheiten und Vermutungen von anderen gedeckt und mit diesen „Speisen“ gegessen: Man bildet sich ein Urteil, der Stab wird gebrochen und die Kommunikationshoheit geht verloren. Geschwindigkeit steht in der Krise daher an erster Stelle.

Twitter erhöht die Geschwindigkeit

Während im Zeitalter vor den sozialen Medien in Tagen und Wochen gemessen wurde, geht es nun um Stunden und Minuten. Der Kurznachrichtendienst Twitter hat die Geschwindigkeit noch einmal wesentlich erhöht und ist daher, vor allem in einer Krise, der wichtigste Informationskanal. Das BMLV hat nach dem Hubschrauberabsturz 19 Kommunikationsmaßnahmen gesetzt: Elf davon waren Tweets (Twitternachricht; Anm.). Der erste Tweet wurde sieben Minuten, nachdem das Ministerium vom Absturz erfahren hat, abgesetzt. Alle 66 Tweets und Antwort-Tweets des Unglückstages erreichten zusammen knapp 88.000 Impressions, eine Definition, wie oft Nutzer die Tweets gesehen haben. Die klassische Presseaussendung gerät bei Krisen in den Hintergrund. Wenige Minuten nach einer Katastrophe hat man noch zu wenig Informationen, um damit eine Presseaussendung zu füllen, aber genug, um einen Tweet mit 240 Zeichen abzusetzen. Damit kann auf das berechtige Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit unmittelbar reagiert werden. Das Bundesheer ist seit Dezember 2016 auf Twitter und schließt damit, nach der Homepage, Facebook, Instagram und Flickr, den digitalen Kommunikationskreis. Während unsere Follower auf Facebook und Instagram dem Bundesheer grundsätzlich positiv gegenüberstehen, sieht die Twitter-Gemeinschaft das Bundesheer kritisch und ablehnend. Viele haben sich ihre Meinung während des Grundwehrdienstes gebildet beziehungsweise hatten niemals zuvor Kontakt zum Militär. Gerade deshalb ist es wichtig, genau diesen Kanal zu bespielen. Unsachlichen, falschen und polemischen Tweets kann so entgegengewirkt werden. Durch die Diskussion entsteht Verständnis, zumindest aber Akzeptanz. Darüber hinaus bietet Twitter die Möglichkeit, Missverständnisse im Zusammenhang mit dem Bundesheer zu klären, Informationsdefizite zu schließen oder sich in Diskussionen einzubringen. Das beginnt bei der Information, warum Überschallflüge notwendig sind, geht über die in der Verfassung festgeschriebenen Aufgaben des Bundesheers und endet bei Diskussionen über die jährliche Leistungsschau am 26. Oktober.

Versuch, die militärische Welt zu erklären

Ein Versuch, die militärische Welt, in der viele Twitter-User nicht leben und die sie auch nicht kennen, dennoch näher zu bringen, bieten Serien, die täglich einmal ausgespielt werden und über mehrere Monate laufen. Militärische Begriffe, die den Alltag prägen, Kasernen-und Jahrgangsnamen, Zitate zum Militär oder die Auslandseinsätze seit 1960 - das sind bereits abgeschlossene oder noch geplante Serien. Damit kann eine Diskussion ausgelöst und Wissen über das Militär im Allgemeinen und das Bundesheer im Besonderen geschaffen werden. Der Twitter-Account des Bundesheeres hat nach zwei Jahren inzwischen mehr als 3.000 Follower. Der Online-Plattform Beevolve zufolge hatten im Jahr 2012 98 Prozent aller Twitter-User weniger als 1.000 Follower. Der Account @Bundesheerbauer hat an jenem Tag mit der bisher größten Reichweite 173.000 Impressions erreicht. Wenn man davon ausgeht, dass Twitter hauptsächlich von Multiplikatoren wie Journalisten verwendet wird, erreicht das Bundesheer mit Twitter auch quantitativ ein breites Publikum.

Bundesheer sitzt am digitalen Stammtisch

Twitter ist der digitale Stammtisch. Entweder man sitzt mit am Tisch und kann seine Meinung einbringen und sich an der Diskussion beteiligen, oder man sitzt am Nebentisch und fängt Wortbrocken auf. Jedenfalls ist man dann vom Informationsfluss abgeschnitten. Diskutiert wird über das Bundesheer auf alle Fälle - besser ist es daher, man kann mitdiskutieren. Das Ziel muss daher sein, dass alle Kommunikatoren des Bundesheers sich an diesem Kommunikationsprozess beteiligen. Das beginnt bei den Öffentlichkeitsarbeitern und endet bei den Kommandanten aller Ebenen. Warum sollte jemand, der auch bisher mit und in der Öffentlichkeit als Repräsentant des Bundesheeres kommuniziert hat, nicht auch am digitalen Twitter-Stammtisch Platz nehmen?

Oberst dhmfD Mag. Michael Bauer, Ressortsprecher des BMLV. 

 

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