• Veröffentlichungsdatum : 10.11.2022
  • – Letztes Update : 11.11.2022

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Die Belgier in Habsburgs Diensten

Bruno Colson

Bruno Colson

Die Belgier in Habsburgs Diensten

Regimenter und Persönlichkeiten der Österreichischen Niederlande in der k. k. Armee – von 1756 bis 1815

416 Seiten, zahlreiche farbige Abbildung und Karten

Verlag Militaria, Wien

ISBN: 978-3-903341-09-8

€ 89,90

Dass große Teile von Belgien und Luxemburg einst Teil des habsburgischen Machtimperiums („Österreichische Niederlande“, „Pays-Bas Autrichiens“) waren, ist heute vielfach in Vergessenheit geraten. Seit dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs 1714 mit den Friedensschlüssen von Rastatt und Utrecht herrschten die Kaiser aus Wien im heutigen Belgien durch Statthalter. Erst mit den Kriegen in Folge der Französischen Revolution veränderte sich dies grundlegend, da mit dem Frieden von Lunéville, der den Ersten Koalitionskrieg (unter Napoleon Bonaparte; 1792 bis 1797) beendete, dieses Länderkonglomerat an Frankreich ging. Nach dem Ende der Herrschaft Napoleons und fünfzehn Jahren unter niederländischer Herrschaft rebellierten die südlichen Landesteile und etablierten 1830 das Königreich Belgien.

Die Österreichischen Niederlande stellten gewichtige Teile der habsburgischen Armee und ihrer Offiziere, in deren Reihen sich Angehörige der wichtigsten Adelsfamilien dieser Gebiete befanden. Einige von ihnen dienten trotz französischer Repressionen bis zum Jahr 1815 in der österreichischen Armee, wie der Autor anhand von fünf Beispielen, Constantin van Hoobrouck d´Aspre, Louis de Thierry, Albert Graf Murray de Melgum, Joseph de Mesemacre und Peter Martin Pirquet, beschreibt.

Die Kapitel des Werkes sind nach den (damaligen) Waffengattungen – Infanterie, Kavallerie, technische Truppen und militärische Einrichtungen – einteilt. Dort fügt er biografische Skizzen– entweder als eigene Kapitel, wie bei Charles-Joseph de Ligne oder Charles Comte de Clerfayt, Jean-Pierre de Beaulieu und Maximilian de Baillet-Latour (die drei wallonischen Generäle) – ein oder stellt sie (Gabriel du Chasteler und Philipp Graf von Grünne) im Kapitel über die technischen Truppen dar. Den Beginn macht aber eine Einführung in die Geschichte der Österreichischen Niederlande. Danach beschreibt Bruno Colson die Bewaffnung, Uniformierung und die Einheiten, die in den Österreichischen Niederlanden aufgestellt wurden sowie deren Einsätzen in Österreichs Kriegen. Das Schwergewicht liegt auf dem Österreichischen Erbfolgekrieg (1740 bis 1748), dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763) und den Napoleonischen Kriegen.

Das Werk beschäftigt sich mit klassischer Militärgeschichte. Es beschreibt aber nicht nur einzelne Gefechte, sondern auch die Heereskunde und, im Kapitel über Charles-Joseph de Ligne, die zeitgenössische Militärtheorie. Das Bildmaterial mit vielen zeitgenössischen Gemälden und Zeichnungen sticht hervor. Dazu kommen Fotografien von Waffen aus verschiedenen Museen, Buchauszüge, (Bestallungs-)Urkunden, Bilderhandschriften oder Pläne von Gefechten. Von einigen dieser Orte gibt es auch aktuelle Aufnahmen, z. B. von Kolin (Schlacht von Kolin, 18. Juni 1757) oder den Schlössern, der im Buch erwähnten Adeligen.

Die Kombination aus tiefgehender Quellenforschung zu den Themen (wie zahlreiche Quellenbelege aus einschlägigen Archiven bezeugen), der Einbeziehung belgischer, deutscher und englischer Literatur und den Abbildungen militärhistorischer Artefakten macht den Reiz dieses Werkes aus. Es ist eines der wissenschaftlich am besten ausgearbeiteten und visuell ansprechendsten Werke, die der Verlag aktuell im Programm hat. Der Leser benötigt jedoch ein Grundverständnis allgemeiner Geschichte und ein militärhistorisches bzw. heereskundliches Basiswissen.

-mpr-

 

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