Der Krieg im 20. und 21. Jahrhundert

Malte Riemann
Der Krieg im 20. und 21. Jahrhundert. Entwicklungen und Strategien
Verlag: Kohlhammer
Erscheinungsjahr: 2020
168 Seiten
11 s/w-Abb., 2 Karten
ISBN: 978-3-17-032768-9
28,00 €
Im friedensgewohnten Europa wurde das Phänomen „Krieg“ lange aus dem Gedächtnis verdrängt – zumindest seitdem die Konflikte auf dem Balkan oberflächlich gelöst und die wichtigsten bürgerkriegsähnlichen Situationen (Nordirland und Baskenland) befriedet werden konnten. Doch an den Rändern Europas, in Asien und Afrika war es nie verschwunden und mit dem Ukraine-Krieg ist es 2022 abermals nach Europa zurückgekehrt.
Malte Riemann, Professor an der britischen Militärakademie in Sandhurst, versucht sich in seiner Studie diesem Phänomen erneut zu nähern. Nach einem theoretischen Kapitel um den Krieg selbst – Definition, Ursachen, Moderne Kriegsführung, Folgen – diskutiert der Autor beginnend vom Ersten Weltkrieg bis zum Cyberwar des begonnenen 21. Jahrhundert Ursachen, Planungen, Verlauf und auftretende bedeutende Neuerungen in der Kriegsführung. Dies betrifft etwa zwischen 1914 und 1918 den Gas- und Grabenkrieg, die Einführung der ersten Panzerfahrzeuge oder den Luftkrieg, der schon im italienisch-türkischen Konflikt 1911/12 begonnen hatte. Der Autor bearbeitet neben dem Ersten selbstredend auch den Zweiten Weltkrieg, bevor er dann auf den Kalten Krieg (1947 bis 1989) eingeht, dem die Konflikte an der Wende zum 21. Jahrhundert („Der Krieg nach dem Ende des Kalten Krieges“) sowie der Krieg im 21. Jahrhundert und ein Ausblick auf die nähere Zukunft folgen – hier finden sich kurze Unterkapitel zur Cyberkriegsführung sowie zur Künstlichen Intelligenz und autonomen Waffensystemen.
Riemanns Buch bietet einen guten Überblick über das Phänomen „Krieg“ im 20. und 21. Jahrhundert, das man als Basis für eine Weiterbeschäftigung mit dem Thema benutzen kann. Es hat jedoch eine gewisse Zentriertheit auf die westliche Welt – in Bezug auf den Ersten Weltkrieg behandelt der Autor leider nur die Westfront – und bezieht etwa die Stellvertreterkriege während das Kalten Krieges zu wenig ein. Der Ukraine-Krieg wird nicht behandelt, da das vorliegende Werk im Jahr 2020 publiziert wurde. Dieser Umstand ist insofern interessant, da er zeigt, wie das Phänomen „Krieg“ kurz vor diesem Ereignis von einem ausgewiesenen Experten betrachtet wurde.
-mpr-