• Veröffentlichungsdatum : 22.03.2024

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  • 417 Wörter

Alpini. Italian Mountain Troops. 1872 to the present

Finazzer, Enrico

Finazzer, Enrico

Alpini. Italian Mountain Troops. 1872 to the present

Schiffer Publishing, Parma 2023

255 Seiten, zahlreiche s/w-Abbildungen,

ISBN 978-0-7643-6654-3.

45,96 €

Tatsächlich sind die im Jahre 1872 aufgestellten Alpini der italienischen Armee Europas älteste, heute noch aktive Gebirgsjägertruppe Europas. Ihre historische Entwicklung bis zum heutigen Tage nachzuzeichnen, hat sich der der Jurist und Historiker Enrico Finazzer aus Trient vorgenommen. Dabei verwendet er eine spezielle Art der Kapiteleinteilung, die die Zeiten des Ersten und Zweiten Weltkriegs in einzelne Kapitel – 1. Weltkrieg in die einzelnen Jahre, den 2. Weltkrieg in die Kämpfe an der Griechenland- bzw. der Ostfront sowie der (Bürger-)Krieg in Italien 1943-1945) aufsplittet. Die Zeit zwischen 1872 und 1915 bzw. 1918-1940 umfasst je zwei Kapitel und die Zeit nach 1945 – leider – nur ein Kapitel.

Enrico Finazzer legt in seinem reich bebilderten und umfangreich mit Karten versehenen Werk eine klassische Formationsgeschichte mit dem Hauptaugenmerk auf den Kampfeinsatz der Alpini vor, wobei die Zeit des Ersten Weltkriegs fast 100 Seiten einnimmt. Eingeflochten in den Text sind auch die wichtigsten historischen Abläufe der politischen Geschichte Italiens – Königreich wie Republik. Die einzelnen Schauplätze der Gefechte sind fast immer durch die im Buch abgebildeten Karten nachvollziehbar. Besonderes Augenmerk aber verdienen die Fotografien und Bilder – Gemälde, aber auch Zeitungsausschnitte und Flugblätter –, die vom Autor sorgsam ausgesucht wurden. Was jedoch fehlt, ist der Einblick in die Gedankenwelt des einzelnen Soldaten oder Offiziers in das Kriegserleben der einzelnen historischen Abschnitte in Form von Ausschnitten aus Tagebüchern oder Memoiren, um für Leser das unmittelbare Geschehen aus dem Blickwinkel des einzelnen Kriegsteilnehmers nachvollziehbar zu machen. Ebenfalls wäre für die Neuauflage ein Blick auf die Archive und deren Bestände wichtig, die Archivmaterial der Alpinitruppen besitzen. Dies gilt vor allem für die deutschsprachigen Militärhistoriker, die gerade für den Ersten Weltkrieg und die Front in Italien zu sehr auf die Bestände des Österreichischen Staatsarchivs zurückgreifen und die italienischen Quellen nicht mit einbeziehen.  Dies schmälert jedoch den Wert des Buches in keiner Weise!

Für die Forschung und die Interessierten im deutschen Sprachraum ist das Werk von Enrico Finazzer auf Englisch sehr wertvoll, denn es ermöglicht dem militärhistorischen Forscher einen Blick auf die Seite der einstigen Gegner. Dennoch: eine deutsche Ausgabe des Buches ist aus der Sicht des Rezensenten dringend notwendig! Wenn auch die länderübergreifende österreichisch-italienische Zeitgeschichtsforschung zunimmt, gilt sehr oft immer noch, was der Südtiroler Historiker und Politiker Hans Heiss geschrieben hat, nämlich, dass beide Nachbarn „Rücken an Rücken, in einem Zustand freundlicher Ignoranz des jeweils anderen“ agieren würden.

-mpr-

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