Deutschland: Neues Raubtier für Bundeswehr

Schützenpanzer "Puma"

Am 24. Juni 2015 fand auf dem Gelände von Rheinmetall Defence in Unterlüß die offizielle Übergabe des Schützenpanzers (SPz) „Puma“ an die Bundeswehr statt. Bei der anschließenden Schlüsselübergabe wurde ein überdimensionierter Fahrzeugschlüssel an General Rainer Korff (als Vertreter des Bedarfsträgers) und an die Besatzungen der beiden Vorführfahrzeuge übergeben.

Meilenstein

Mit der Übergabe des „Puma“ an die Bundeswehr wurde ein bedeutender Meilenstein im Projektverlauf erreicht. Nach einer Entwicklungszeit von 13 Jahren hat das System nun einen Reifegrad erreicht, um die stufenweise Übernahme in die Nutzung beginnen zu können. Die Entwicklung dieses hochmodernen und komplexen Kampffahrzeugs war in den letzten Jahren durch zahlreiche Schwierigkeiten und Probleme geprägt. Insbesondere die gleichzeitige Erfüllung der höchst anspruchsvollen Forderungen u. a. bezüglich des Schutzes, der Beweglichkeit, der Ergonomie, der Einsatzautonomie und die gleichzeitige Einhaltung des maximalen Lufttransportgewichtes (31,45 Tonnen) waren nur durch einen hohen konstruktiven Aufwand und Einsatz neuartiger Technologien zu erreichen. Auch die, für das Wehrmaterial der Bundeswehr geltenden, extrem hohen Forderungen bezüglich der „systems-safety“ und der „software-safety“ führten zu einem Anstieg der Komplexität - und der Kosten.

Modernste Technik

Die Feuerkraft des SPz PUMA wird einerseits durch die neu entwickelte Maschinenkanone 30-2/ABM von Mauser bestimmt. Andererseits wird das Fahrzeug zu einem späteren Zeitpunkt (2018) über zwei Lenkflugkörper „Spike-LR“ verfügen - hiermit ist eine Panzerabwehr bis auf Entfernungen von 4 000 Meter möglich. Ebenfalls zu einem späteren Zeitpunkt (2019) soll das Fahrzeug über eine turmunabhängige Sekundärwaffe am Heck verfügen. Die antriebsbedingte Beweglichkeit wird durch den kompakten 10-Zylinder-Dieselmotor 10V 890 realisiert, der eine Nennleistung von 800 kW (ca. 1 073 PS) aufweist. Um den Schallpegel im Inneren des Kampfraumes zu senken, sind alle schwingungserzeugenden Bauteile an einem Laufwerksträger befestigt, der über Elastomer-Elemente von der Fahrzeugwanne entkoppelt ist.

Mit 43 Tonnen ist der „Puma“ derzeit der schwerste, in Serie gefertigte Schützenpanzer. Damit verfügt er über ein überdurchschnittlich hohes Schutzniveau. Die gilt sowohl für den Minenschutz - wie auch für den ballistischen Schutz. Für den Lufttransport sind fast alle Elemente der Zusatzpanzerung demontierbar - ebenso muss dazu fast die gesamte Fahrzeugausrüstung inkl. Kraftstoff und Munition entfernt werden. Die Überlebensfähigkeit des Fahrzeuges wurde durch das abstandsaktive Schutzsystems MUSS ergänzt, welches als Soft-Kill-System das Fahrzeug vor Lenkflugkörpern schützen soll.

Erweiterte Einsatzmöglichkeiten

Der „Puma“ setzt mit seinen neuartigen Technologien nicht nur neue Maßstäbe im deutschen Panzerbau, sondern erfordert aufgrund des neuen Konzeptes (z. B. unbemannter Turm) auch neue taktische Einsatzweisen. Er ist in der Bundeswehr das erste Kampffahrzeug, bei dem der Kommandant für die Führung des Fahrzeugs und die Entschlussfassung auf die digitale Karte des Führungssystems (IFIS) - ohne einen Blick in das Gelände - angewiesen ist. Hier zeigt er große Gemeinsamkeiten mit den neuen russischen Kampffahrzeugen. Es wird voraussichtlich noch bis zum Jahr 2020 dauern, bis der „Puma“ seine volle Einsatzbereitschaft erreicht haben wird und alle noch fehlenden Baugruppen erprobt und nachgerüstet wurden. Bis dahin wird die Bundeswehr zwei Panzergrenadierbataillone mit dem „Marder“ einsatzbereit halten.

Rolf Hilmes

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