Mussolinis Faschismus. Militärische und politische Aspekte

Tomaso Mattarucco
Mussolinis Faschismus. Militärische und politische Aspekte
Verlag: Kohlhammer, Stuttgart
Erscheinungsjahr: 2022
Seiten: 142
ISBN: 978-3-17-042047-2
35 €
Der Faschismus war neben dem Kommunismus jene radikal-extremistische politische Strömung, die den tragischen Verlauf des 20. Jahrhunderts prägte. Häufig dient der Begriff „Faschismus“ als Sammelbezeichnung für autokratische politische Systeme bzw. Ideologien des radikalrechten Spektrums, vom italienischen Faschismus, über den Nationalsozialismus in Deutschland als extremste Form, dem Ständestaat in Österreich bis zu Pinochets Militärdiktatur in Chile – um nur einige der markantesten Ausprägungen zu nennen. Doch bei allen Gemeinsamkeiten waren diese Systeme äußerst unterschiedlich. Schließlich entstanden sie in unterschiedlichen Staaten unter anderen Vorzeichen und waren deshalb mit anderen politisch-gesellschaftlichen Realitäten konfrontiert, die sie – und das war eine wesentliche Gemeinsamkeit – radikal umbauen wollten.
Tomaso Mattarucco widmet sich in seinem Werk dem italienischen Faschismus, der zum wesentlichen Vorbild für alle anderen totalitären rechten Regime wurde. Bereits dieser Umstand macht die Beschäftigung mit dieser originären faschistischen Staatsform bedeutsam. Der Autor analysiert zwei wesentliche Eigenschaften, die den italienischen Faschismus ideologisch prägten: Militarismus und Rassismus. Im Kontext der militärischen Entwicklungen werden etwa dem Griechenland-Feldzug oder der Befreiung Mussolinis ein Kapitel gewidmet, ebenso dem Verhältnis Mussolinis zum Judentum. Die darin erörterten Inhalte werden gekonnt kontextualisiert, wodurch etwa das Fehlen eines Kapitels für den Abessinienkrieg (1935/36), der für die Entwicklungen des 20. Jahrhunderts von entscheidender Bedeutung war, teilweise kompensiert wird.
In seinen Ausführungen und damit verbundenen Analysen gelingt es dem Autor – bis auf die sperrige Einführung – in einer leicht lesbaren und gut strukturierten Form, die wesentliche Charakteristik des italienischen Faschismus darzustellen sowie die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und wechselseitigen Abhängigkeiten, insbesondere im Vergleich zum Nationalsozialismus, herauszuarbeiten. Geschichtliches Vorwissen ist hilfreich für diese Lektüre, wenngleich es Mattarucco gut versteht, auch die wesentlichen historischen Grundlagen der bearbeiteten Themen bzw. Ereignisse kurz und nachvollziehbar zu erörtern.
Eines macht der Autor an vielen Stellen des Buches deutlich: Die Auseinandersetzung und Erklärung einer radikal politischen Ideologie dient nicht ihrer Relativierung, sondern stellt vielmehr einen essenziellen Beitrag dar, um deren Problemhaftigkeit in ihrer Gesamtheit zu erkennen. Darüber hinaus stellt er klar, dass wirtschaftliche, historische oder persönliche Umstände – so schwerwiegend diese auch sein mögen – niemals als Entschuldigung oder Rechtfertigung für die Taten Einzelner oder ganzer Kollektive herangezogen werden dürfen. Fazit: Das vorliegende Werk bietet einen kompakten Aufriss zum Thema. Es behandelt Mussolinis Faschismus jedoch nicht in allen Facetten und Aspekten, was angesichts des Umfangs von 140 Seiten verständlich ist. Für historisch, militärisch und politisch Interessierte ist es dennoch eine empfehlenswerte Lektüre.
-keu-