Die Rückkehr des Krieges

Franz-Stefan Gady
Die Rückkehr des Krieges – Warum wir wieder lernen müssen, mit Krieg umzugehen
Verlag: Quadriga/Bastei Lübbe
Erscheinungsjahr: 2024
368 Seiten
ISBN: 978-3-86995-142-3
24,00 €
Spätestens seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ist Krieg in Europa wieder eine Realität – auch wenn er in Wahrheit nie gänzlich verschwunden war. Die europäischen Gesellschaften trifft diese Tatsache mit ihrer großteils pazifistisch gesinnten postheroischen Gesellschaft insofern, als dass sie von einer Zukunft ohne Krieg ausgegangen sind. Nun gilt es, sowohl für den normalen Bürger als auch für die politischen Entscheidungsträger, sich wieder damit auseinanderzusetzen, dass die Abwesenheit von kriegerischen Konflikten nicht evident ist.
Am Beginn des Buches (Teil 1, Kapitel 1 bis 3) geht Franz-Stefan Gady mit den europäischen Gesellschaften hart ins Gericht. Schließlich sei es naiv gewesen, zu glauben, dass Friede so selbstverständlich und unumkehrbar sei, dass man die eigene Verteidigungsfähigkeit planmäßig auf de facto Null zurückgefahren hat – nicht nur in materieller, sondern vor allem in ideeller Hinsicht. Obwohl der Autor kritische Worte findet, ist er niemals belehrend oder moralisierend, sondern stets sachlich.
In Teil 2 (Kapitel 4 und 5) gewährt Gady einen Einblick in das Wesen des Krieges. Die Unterkapitel lesen sich wie Lehrsätze. Der Autor beschreibt Krieg als Politik, Gewalt, Zufall, Dialektik – aber vor allem als einen Wettbewerb des Willens (Kapitel 4) – und wendet sich danach dem Charakter der Kriegsführung zu (Kapitel 5). Die von ihm erläuterten Grundsätze untermauert er mit zahlreichen militärhistorischen Beispielen, von der Antike bis zur jüngeren Geschichte. Dieser Teil ist nicht nur für Leser ohne vertiefte militärische Vorkenntnisse von Interesse, sondern bietet auch Kennern der Materie einen fundierten Überblick. Unter anderem räumt Gady darin mit dem Irrglauben auf, dass Kriege lediglich aufgrund einer technischen Überlegenheit, oder gar einer Wunderwaffe, gewonnen werden könnten.
Im letzten Teil (Teil 3, Kapitel 6 und 7) erörtert Gady Handlungsoptionen, wie Politik und Gesellschaft auf die veränderten Rahmenbedingungen reagieren könnten und sollten, um den Frieden zu bewahren. Dabei beschreibt er nicht nur, welches Ziel angestrebt wird, sondern auch den gegenwärtigen Zustand – und skizziert einen möglichen Weg, wie sich Politik und Gesellschaft diesem Ziel annähern können. In diesem Abschnitt des Buches, der sich stark auf Deutschland konzentriert, wird Gadys realistisch-analytischer Ansatz deutlich, den er in seiner Rolle als Militäranalyst verfolgt.
„Die Rückkehr des Krieges“ ist mehr als nur ein gut geschriebenes und lesenswertes Sachbuch – es ist ein Aufruf, die Welt wieder mit realistischem Blick zu betrachten und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Auch wenn das Werk ein Plädoyer für eine stärkere Verteidigungsfähigkeit darstellt, bleibt es zugleich eine Mahnung zum Frieden. Dieser gründet nach Gadys Auffassung jedoch nicht auf naiver Hoffnung, sondern auf dem glaubwürdigen Willen, die eigenen Werte zu verteidigen – und auf der daraus resultierenden Abschreckung potenzieller Aggressoren.
-keu-