• Veröffentlichungsdatum : 03.02.2023
  • – Letztes Update : 02.02.2023

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Der Luftangriff auf Mailand am 14. Februar 1916

Gerald Penz

Gerald Penz

Der Luftangriff auf Mailand am 14. Februar 1916

The Air Raid on Milan on 14 February 1916

Stanger: Edition Aviatik 2022

146 Seiten, zahlreiche s/w- und Farbabbildungen

Deutsch und Englisch

€ 62,00

ISBN: 978-9505136-0-8

Der Angriff österreichisch-ungarischer Flugzeuge im Frühjahr 1916 stellte ein Novum in der Luftkriegsführung dar. Deutsche Zeppeline hatten zwar bereits britische Städte angegriffen und alliierte Flieger deren Hallen im Westen des Deutschen Reiches, dennoch betraten des Kaisers Piloten hier Neuland. Es handelte sich um „einen der allerersten strategischen Bombenangriffe mit Flugzeugen überhaupt. Das Konzept war neu.“ (S.101). Ziele waren Kraftwerke, durch deren Ausschaltung die Produktion von Waffen und Gerät auf italienischer Seite beeinträchtigt werden sollte. Wenn man so will, kann man die Angriffe des Frühjahrs 1916 als „Urahn´l“ des US-Amerikanischen „Doolittle-Raids“ (18. April 1942) oder der britischen Operation „Black Buck“ (30. April bis 1. Mai 1982) ansehen.

Der Autor beginnt mit dem Kriegseintritt Italiens 1915 als Einleitung, die jedoch starke patriotische Züge trägt. Dem folgt die Schilderung des Aufbaues der Fliegertruppe an der Südwestfront. Schwerpunkt der Studie sind der Angriff mehrerer k.u.k. Flugzeuge auf Mailand, deren Planung sowie die Problematik geeignete Flugapparate zu bekommen oder Aktionen, die diesen Luftangriffen vorausgingen (Angriffe von k.u.k. Seeflieger auf Venedig). Diese Punkte bearbeitet Gerald Penz mit Akribie und Quellenschärfe. Er greift zum Großteil auf Primärquellen aus dem Staatsarchiv/Kriegsarchiv zurück.

Technische Neuerungen im Bereich der Motorisierung und der damals noch rudimentären Bombenzielgeräte erklärt der Autor präzise und kann auch zeitgenössische Pläne und Fotos vorweisen. Den Ablauf der Angriffe selbst stellt Penz zum großen Teil anhand der Berichte der Piloten dar. Zum Abschluss der Studie wird noch der Angriff vom 21. Februar 1916 auf Porto d´Adda und Trezzo sull´Adda erörtert, bevor im „Anhang“ Kurzbiographien, eine Auflistung samt Bildern der „Bomben und Abwurfkörper“, Abzeichen oder ein wichtiger Ausschnitt einer ungarischen Zeitung folgt.

Das Buch ist eine sehr gelungene Studie zu einem speziellen militärischen Ereignis. Das Thema wurde sauber und quellenbasiert ausgearbeitet sowie mit Fotomaterial vervollständigt, das der Autor umfangreich erklärt. Die Anhänge mit den Biografien der Feldpiloten ergänzt das Werk. Die Veröffentlichung in deutscher und englischer Sprache ist vorbildhaft, denn es soll nicht britischen und US-amerikanischen Forschern (z. B. Graydon A. Tunstall, Alexander Watson oder dem schon verstorbenen Gunther E. Rothenberg) alleine überlassen werden, im anglo-amerikanischen Raum zum Thema Donaumonarchie und bzw. dem Ersten Weltkrieg zu publizieren.

Zu den wenigen Kritikpunkten, die dem fachkundigen Leser zu diesem Werk auffallen, zählen die fehlende Quellen- und Literaturliste, die man sich aus den Anmerkungen mühsam erschließen muss. Die „Referenzen Anmerkungen“ sind auch nicht stringent durchgezogen, denn einerseits sind es Quellenverweise, andererseits Kurzbiografien hoher k.u.k. Offiziere. Wenngleich Penz auf vereinzelte italienische Zeitungsquellen zurückgreift, fehlt die Seite des Kriegsgegners. Diese hätte durch das Heranziehen von Berichten aus italienischen Archiven bzw. der italienischen Fachliteratur zum Luftkrieg umrissen werden können.

Nichtsdestotrotz ist dieses Buch empfehlens- und lesenswert und der Leser kann sich nur wünschen, dass der Autor den im Buch kurz gestreiften Angriff der Seeflieger auf Venedig in ähnlichem Umfang aufarbeitet oder sich aktuellen Biografien von österreichisch-ungarischen „Fliegerhelden“ wie Brumowski oder Banfield zuwendet, die bis heute fehlen. Angemerkt soll auch werden, dass das Buch „leider“ nur in deutsch-englischer Form zur Verfügung steht, jedoch nicht in deutsch-italienisch, um diese Studie auch den italienischen Fachkollegen zugänglich zu machen.

-mpr-

 

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