Armee ohne Auftrag

Der Buchtitel hält, was er verspricht – mit Präzision, Geist, Wortwitz und spitzer Feder schreibt der Autor hart über die Außen- und Sicherheitspolitik Deutschlands und die Bundeswehr als eines der Instrumente der Umsetzung.

Deutschlands Dilemma ist verwurzelt in der fortgesetzten Vergangenheitsbewältigung als Aggressor und der aufkommenden Erwartungshaltung nach der Wiedervereinigung. Deutschland als wirtschaftlich leistungsfähiger Staat kann nach dem Brexit nur mehr gemeinsam mit Frankreich eine Führungsrolle in der Weiterentwicklung Europas wahrnehmen.

Dieser Anspruch ist jedoch verknüpft mit dem ständigen Misstrauen der anderen Staaten diese Rolle nicht zu intensiv auszufüllen. Und genauso verhalten sich die deutschen Politiker in der Umsetzung der Sicherheitspolitik – verhaltenes Vorpreschen, eine Kultur der Zurückhaltung, wo Handeln gefordert wäre. Dieses Zaudern, dieser Zwiespalt, führte zu einem ständigen Ab- und Umbau der Bundeswehr.

Die Analyse der Orientierungslosigkeit im ersten Teil basiert auf einer Kurzdarstellung der veränderten Weltlage und Welt(un)ordnung und führt über die Situation in Europa mit Blick auf die NATO, OSZE, EU sowie der deutschen Interessenslage inmitten einer pazifistisch eingestellten Bevölkerung (militärisch zurückhaltend, moralisch offensiv).

Der zweite Teil stellt die auftragslose Bundeswehr als Instrument einer (Un)Sicherheitspolitik dar. Der dritte Teil ist gespickt mit Schmankerln des Beschaffungswesens oder der Endlosgeschichte des Segelschulschiffes Gorch Fock. Die vier Kernaussagen einer verhinderten deutschen Außen- und Sicherheitspolitik und ihres Instrumentes Bundeswehr schließen die Analyse und geben Hinweise in die Zukunft, aber lassen konkretes offen.

Auch wenn die Betrachtung aus der Sicht eines Politikwissenschaftlers auf Deutschland erfolgte, sei die Lektüre insbesondere auch österreichischen Politikinteressierten und Streitkräfteentwicklern ans Herz gelegt.

-scb-