• Veröffentlichungsdatum : 03.03.2021
  • – Letztes Update : 06.03.2021

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Triumphaler Höhepunkt

Gerold Keusch, Luis Wildpanner

Nach dem krankheitsbedingten zweiten Gesamtrang in Litauen, der ihm aber immerhin den WM-Titel in seiner Altersklasse einbrachte, nutzte Wildpanner den Rest des Jahres 2005 für weitere reifliche Überlegungen. Dabei stellte er sich vor allem die Frage, unter welchen Voraussetzungen er seine sportlichen Aktivitäten auch im folgenden Jahr fortsetzen könnte.

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Für seine Entscheidung auch 2006 erneut bei Weltmeisterschaften im Ultra-Triathlon anzutreten und seine Karriere fortzusetzen, spielten zwei Dinge eine maßgebliche Rolle: erstens der Stellenwert der Meisterschaften, zweitens die Wettkampforte und die damit verbundene Finanzierung dieser Vorhaben. Nach peniblen Recherchen kamen für das Wettkampfjahr 2006 nur zwei Bewerbe in Frage: die Weltmeisterschaft im Triple-Ultra-Triathlon in Moosburg (Kärnten) im Frühjahr und die Weltmeisterschaft über die Double-Ultra-Distanz in Ibarra (Ecuador) im Herbst. Der Bewerb in Ecuador war in dreierlei Hinsicht eine besondere Herausforderung: erstens liegt der Ort in Übersee und das bedingte einen steigenden Aufwand (vor allem höhere Reisekosten), zweitens die Bereitstellung eines gewohnt leistungsstarken Teams über einen längeren Zeitraum und drittens die komplexe Trainingsvorbereitung auf einen Wettkampf auf über 2.000 m Seehöhe. Ibarra liegt auf einer Seehöhe von ca. 2.200 m, etwa 60 km nordöstlich von Quito, der Hauptstadt Ecuadors, die sich inmitten der Anden befindet und mit 2.850 m Seehöhe die höchstgelegene Hauptstadt der Welt ist.

Der letzte Titel

Nach der endgültigen Festlegung eines diesmal kleineren Betreuerteams (seine Partnerin konnte ihn aus beruflichen Gründen nicht begleiten), jedoch unter der bewährten Leitung seines treuen Begleiters Werner Planer, galt es sich auf die Höhenlage so gut wie möglich vorzubereiten. Ein Wettkampf an einem Ort, der etwa 2.200 m über dem Meer liegt, stellt für jeden auch noch so gut trainierten Athleten eine besondere Herausforderung dar, vor allem wenn er länger als 20 Stunden dauert. Bereits bei der Anreise kam Luis der beim Militär erworbene Grundsatz der „Reservenbildung“ ein weiteres Mal zugute. Im Gegensatz zu den meisten seiner Konkurrenten reiste er zu Wettkämpfen in Übersee grundsätzlich bereits eine Woche vorher an. So wollte er sich möglichst früh an die klimatischen Bedingungen und an die Eigenheiten der Wettkampfstätte gewöhnen.

Anreise mit unerwarteter Verzögerung

Bei seiner Anreise über den damals größten Flughafen der Welt in Atlanta, hatte Luis einen Apfel im Rucksack. Nachdem er die Aufmerksamkeit eines speziell auf unerlaubt eingeführte Nahrungsmittel abgerichteten Hundes erregt hatte und noch dazu mit dem wild wedelnden „Zollwacheorgan“ zu spielen begonnen hatte, verwies ihn dessen uniformierter Leinenführer auf die „Lane 2“. Diese ist für jene bestimmt, die Nahrungsmittel mit sich führen, die in die USA nicht eingeführt werden dürfen. Das bemerkte Luis allerdings erst, nachdem er die mit übelriechendem Fleisch gefüllten Reisetaschen der vor ihm geduldig wartenden Gruppe von Passagieren bemerkte.

Der Officer am Ende der endlos erscheinenden „Lane 2“ hatte offensichtlich alle Zeit der Welt und so geschah etwas, das Luis trotz penibler Zeitplanung nicht voraussehen konnte. Er und sein Team versäumten wegen eines einzigen Apfels den Flug von Atlanta nach Quito! Aufgrund der Loyalität seines Teams – dieses war bereits abgefertigt und hätte nur mehr das Flugzeug besteigen müssen – musste er zumindest nicht den restlichen Tag alleine in der ihm völlig unbekannten Großstadt verbringen. Nach kurzer Beratung, bei dem ihm mit der „Flexibilität“ neuerlich ein militärischer Führungsgrundsatz zu Gute kam, unternahmen sie nach der Reservierung eines Hotelzimmers in der Nähe des Flughafens eine Sightseeing-Tour in das Zentrum von Atlanta und machten somit das Beste aus der Situation.

Das nächste Dilemma

Nach der Beschwerde wegen des versäumten Fluges bei der Fluglinie am nächsten Tag wurden zur Überraschung des gesamten Teams sowohl die Kosten der Nächtigung als auch der Umbuchung für den 24 Stunden späteren Anschlussflug nach Quito übernommen. Doch auch in Quito ging das Dilemma weiter. Als Wildpanner mit seinem Team spätabends sein Quartier inmitten der Pampas außerhalb der Stadt mit dem Taxi erreicht hatte, vergingen abermals Stunden, bis der Besitzer der Unterkunft ausfindig gemacht werden konnte. Dieser hatte die Österreicher ja bereits einen Tag zuvor erwartet und wusste nichts von den Problemen am Flughafen von Atlanta. Nach erfolgreicher Übernachtung ging es am nächsten Tag mit dem Bus weitere drei Stunden zur etwas mehr als 100 km entfernten Wettkampfstätte des Andenstaates.

„Die Unterkunft für die Wettkampfwoche lag in unmittelbarer Nähe des Zentrums von Ibarra. Sie war jedoch so eng und klein, dass wir unsere Koffer kaum über die Stiege  tragen konnten. Mein Rad musste ich aus Platzgründen sogar der Obhut des Quartiergebers überlassen – ein Umstand, der mir neben dem unerträglichen Lärm innerhalb der Herberge zusätzlich den Schlaf raubte.“ Das war aber nicht das einzige Ungemach für Luis. „Bereits am nächsten Tag wurde meine schlimmste Befürchtung hinsichtlich meiner Gegner wahr. Ich hatte es bereits geahnt, als ich die Mietautos der Franzosen mit deren Equipment vor dem kleinen Restaurant sah. Emmanuel Conraux, mein härtester, wenngleich fairster Gegner war mir mit seinem Landsmann Pascal Jolly tatsächlich bis ans Ende der Welt gefolgt. Wir begrüßten uns aber wie gewohnt freundlich und unterhielten uns danach  – wie gewohnt in eher mäßigem Englisch – über dieses und jenes seit unserem letzten Aufeinandertreffen, bis wir uns zum Abschied alles Gute für den folgenden gemeinsamen Wettkampf wünschten.“

Der Wettkampf beginnt

„In den frühen Morgenstunden des Wettkampftages am 16. September wurden mein Team und ich durch einen Riesenknall aus dem Schlaf gerissen. Unmittelbar vor unserem Quartier waren in der engen Nebenstraße zwei Autos frontal ineinander gekracht. Neben dem lauten und aufgeregten Stimmengewirr ließ uns auch der beißende Gestank von Benzin und verbranntem Gummi nicht mehr daran denken, die verbleibenden Stunden der Nachtruhe in Anspruch zu nehmen und nutzten die verbliebenen Zeit für unmittelbare Wettkampfvorbereitungen.

„Der Wettkampf selbst begann dann wenige Stunden später eher unspektakulär. Ich legte die 152 Längen in dem 50 m langen Schwimmbecken routinemäßig mit kontrolliertem Tempo zurück. Von Anfang an lag mein Blick auf Conraux, der vom Veranstalter seltsamerweise nie als Favorit für diese WM erwähnt wurde – ich hingegen schon. Neben mir wurde der in Ecuador sehr bekannte und populäre Nelson Vásquez als Lokalmatador erwähnt, der dort bereits mehrmals gewonnen hatte und auch den Streckenrekord inne hielt. Ich konnte seine bisherigen Siegerzeiten, die knapp unter 30 Stunden lagen, zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig einordnen, da ein Wettkampf auf dieser extremen Seehöhe auch für mich ein Novum darstellte.

Die erste Aufregung gab es unmittelbar nach dem Schwimmbewerb, als ich – mit gewohntem Abstand auf Conraux – die Anschlussstrecke zum Radbewerb nicht gleich finden konnte. Dieser fand auf einer etwa 4 km langen Autorennbahn statt und musste nach dem Schwimmbewerb erst mit dem Rad erreicht werden. Der Veranstalter musste die am Vortag bekanntgegebene Route allerdings im letzten Moment wegen einer kurzfristig eröffneten Baustelle verlegen, und hatte uns diese Information auch vor dem Start mitgeteilt. Allerdings war ich zu diesem Zeitpunkt bereits im ‚Wettkampfmodus‘ und hatte das überhört“.

Dieses anfängliche Missgeschick konnte allerdings durch die schnelle Reaktion von Werner Planer rasch gelöst werden. So kostete es letztendlich nur wenige Minuten bis Wildpanner das Autodrom in der gebirgigen Hochebene Ecuadors erreicht hatte. Die Rennstrecke erwies sich zunächst als sehr gut und problemlos befahrbar, denn sie konnte aufgrund eines Autorennens vor dem Wettkampf nicht für ein Training zum Kennenlernen benutzt werden. Luis begann den Radbewerb in gewohnter Manier. Gleich zu Beginn überholte er einen Gegner nach dem anderen und es schien, als ob er das Rennen wie gewohnt von Anfang dominieren würde. Allerdings gab es ein nicht unbedeutendes Problem, auf dem der Veranstalter trotz mehrfacher Abänderungsversuche der Österreicher beharrte: die gesamte Betreuung musste im Bereich der Boxenstraße des Autodroms vonstattengehen. Diese befand sich allerdings entlang der langgezogenen Start-Ziel-Geraden, die wegen ihres Gefälles mit mehr als 40 km/h befahren wurde. Für die Athleten und Betreuer war es eine gewaltige Herausforderung, eine optimale Lösung für die Gradwanderung zwischen möglichst wenig Geschwindigkeitsverlust und dennoch erfolgreicher sowie risikoarmer Informations- und vor allem Verpflegsübergabe zu finden.

Wie eine Pflanze den Rennverlauf beeinflusste

Bereits wenige Minuten nachdem Luis auf der Radstrecke angekommen war, stand Pascal Jolly – der in der Regel der schnellere Schwimmer war – mit einer Reifenpanne und ratlosem Gesicht neben der Rennstrecke. Bereits wenige Minuten danach wurde der nächste Athlet ebenfalls unfreiwillig von einer Reifenpanne gestoppt und nur kurze Zeit später war es erneut der Franzose Jolly, dem dieses Malheur ein weiteres Mal passierte. „Kaum begann ich über die mögliche Ursache für diese ungewöhnliche Pannenserie zu grübeln, kam ich selbst in einer weitläufigen Kurve wegen eines Reifendefekts meinerseits beinahe zu Sturz, den ich im letzten Moment verhindern konnte. Im Gegensatz zu den meisten meiner Konkurrenten verwendete ich ‚Schlauchreifen‘ anstatt der Drahtreifen. Dadurch konnte ich, trotz des erlittenen ‚Platten‘, zwar mit erheblich reduzierter Geschwindigkeit, aber dennoch sicher die Betreuerzone erreichen.

Dieser spezielle Reifen, der noch vor wenigen Jahren das Nonplusultra im Straßenrennsport war und es teilweise immer noch ist, ist leichter und hat bessere Rolleigenschaften als ein Drahtreife. Außerdem kann man selbst mit einer Reifenpanne noch eine gewisse Zeit damit fahren, da er auf die Felge geklebt wird und sich auch bei einem Reifenschaden nicht von der Felge abwälzt. Zusätzlich bietet er – bis zu einem gewissen Grad – Schutz vor Schlägen, da Radfelgen sehr empfindlich gegen Stöße sind (speziell von der Seite aber auch von unten), wenn sie nicht durch den Reifen und dessen Luftpolster geschützt sind. Im Gegensatz zu diesen deutlich flacheren Spezialfelgen haben die Felgen herkömmlicher Drahtreifen relativ hohe ‚Flansche‘ (Seitenränder der Felgen, auf denen die Bremsen wirken). Wenn diese bei einer Reifenpanne die Fahrbahn berühren kommt es zu unkontrollierbaren seitlichen Rutschbewegungen, die den Fahrer bei einer Weiterfahrt unweigerlich zu Sturz bringen. Zudem wird die Felge durch den direkten Fahrbahnkontakt in der Regel zumindest stark beschädigt.“

Wieder einmal war einer jener Fälle eingetreten, bei denen Wildpanner seine vorausschauende Planung und die Berücksichtigung möglichst aller Eventualitäten zu Gute kam. Der Radwechsel selbst war für Werner eine Routineaufgabe, die nur wenige Sekunden dauerte. Wieder auf der Strecke angekommen, sah Luis wie die nächsten Athleten mit ihren Rädern neben der Rennstrecke standen und über ihr Pannenpech fluchten. Erst bei der Siegerehrung sollte sich das Rätsel der vielen Defekte lösen. Zum Zeitpunkt des Rennens verlor eine „besonders gemeine Pflanze“ ihre Stacheln, die aufgrund ihrer Länge die dickeren Karkassen der Autoreifen nicht durchdringen konnten, sehr wohl aber die deutlich dünneren Radreifen. Besonders hart traf es einen Italiener. Er hatte während des 360 km langen Radrennens insgesamt sieben Reifenpannen und musste dennoch aufgeben, da weder er noch seine Konkurrenten über weiteres Reservematerial verfügten.

Wildpanner hatte mit nur einem unfreiwilligen Halt Riesenglück, denn außer ihm gab es nur wenige Athleten, die ebenfalls nur einer Panne zu verzeichnen hatten – bei alle anderen waren es mehr. Die größte Schrecksekunde aber erlebte er, als eine Getränkeübergabe bei hohem Tempo um ein Haar missglückte. Im Zuge der Bergabpassage bei Start und Ziel, griff Luis nach einer Getränkeflasche, die ihm ein von Werner eingeteilter einheimischer Jugendlicher reichte. Erst im letzten Moment konnte er die Flasche schnappen, kam dabei aber so stark ins Schlingern, dass er nur mit viel Glück und Gewandtheit einen folgenschweren Sturz verhindern konnte. Der Rest des Radbewerbes verlief danach ohne Probleme und bereits lange vor dem Wechsel hatte er das gewohnt gute Bauchgefühl, dass er abermals einen genügend großen Vorsprung auf Conraux herausgefahren hatte.

Zwei Österreicher Richtung Sieg

Der Lokalmatador, den der Veranstalter neben Wildpanner mehrmals als Sieganwärter hervorgehoben hatte, spielte von Anfang an eine untergeordnete Rolle. Am Ende des Rennens sollte er als Fünfter mit mehreren Stunden Rückstand das Ziel erreichen. Als Luis den Laufbewerb begann, war er bereits längst in Führung und richtete seine Taktik wie gewohnt ausschließlich auf seinen „ewigen Konkurrenten“ Emmanuel Conraux aus. Doch dieses Mal bekam Wildpanner völlig unerwartete Schützenhilfe von seinem Landsmann Andreas Karall, einem zwar erfahrenen Triathleten aber Newcomer in der Ultra-Triathlon-Szene. Karall zeigte bereits eine auffallend starke Leistung während des Radrennens. Er wechselte nur kurz nach Conraux auf die Laufstrecke, die er mit einem Lauftempo begann, das selbst für den Franzosen „gefährlich“ werden konnte.

Die Dämmerung begann bereits wenige Stunden nachdem die Athleten auf der Laufstrecke waren. Die Temperatur fiel relativ rasch und in den frühen Morgenstunden wurde es unangenehm kalt. Dennoch hatte Wildpanner das Rennen zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle und Conraux bei diesem letzten Aufeinandertreffen der beiden überraschend gut „im Griff“. „Zu Beginn des Laufbewerbes konnte ich mir die auffällige Unsicherheit und Zurückhaltung von Conraux nicht erklären. Ich bemerkte die wachsende Nervosität des Franzosen erst durch die abermals vorbildlichen Informationen meiner Betreuer, als das Rennen bereits mehrere Stunden im Gange war. Andreas Karall begann den Laufbewerb nur wenige Minuten hinter Conraux und setzte ihn durch sein von Beginn an hohes Tempo dermaßen unter Druck, dass sich der Franzose erstmals mehr um einen Konkurrenten hinter, als vor sich kümmern musste. Somit geriet ich im Kampf um den WM-Titel immer mehr aus seiner „Schusslinie“. Offensichtlich war Conraux in Ibarra aber auch nicht in seiner bekannt bestechenden Laufform, da ihm wohl die dünne Höhenluft zu sehr zusetzte.“ Wildpanner hatte sich für dieses Rennen unter anderem mit Bergläufen und Gipfelüberschreitungen jenseits der 3.000 Höhenmeter vorbereitet. Das ursprünglich geplante Höhentraining auf der Seiser Alm in Südtirol verwarf er allerdings vor allem wegen der mangelnden Schwimmmöglichkeiten und des – sogar für ihn – zu hohen Aufwandes in zeitlicher und finanzieller Hinsicht.

Schrecksekunde mit Zeitpolster

Einige Runden vor dem Zieleinlauf gab es noch eine letzte Schrecksekunde. Luis hatte sich an einer BCAA-Kapsel (Branched-Chain-Amino-Acids = verzweigtkettige Aminosäuren) verschluckt, die er als Nahrungsergänzungsmittel regelmäßig auch während seiner Wettkämpfe zu sich nahm. Nun musste er sich ausgerechnet vor dem entgegenkommenden Franzosen schrittweise übergeben. Conraux, der sich auch in Ecuador einmal mehr als fairer Sportler und Konkurrent zeigte, teilte Wildpanners Betreuern in gebrochenem Englisch und wilden Gesten mit, wie es dem Österreicher gerade ergangen war. Zu diesem Zeitpunkt wusste er allerdings bereits, dass er dieses Mal nicht mehr gewinnen konnte und wurde kurze Zeit später tatsächlich auch noch von Andreas Karall überholt. Karall konnte trotz heftiger Gegenwehr des Franzosen im letzten Viertel der Strecke an diesem vorbeilaufen und eine gute Stunde später seinen Vizeweltmeistertitel kaum fassen.

Wildpanner ließ sich zu diesem Zeitpunkt mit einem Vorsprung von etwa 20 min bereits als neuer Weltmeister im Double-Ultra-Triathlon feiern. Er schwenkte für das anwesende Fernsehteam und die überschaubare Menge an Journalisten und Fotografen noch einige Minuten lang die österreichische Fahne, bevor er gemeinsam mit seinem Team und seinem Landsmann nach dessen Zieleinlauf den großartigen Doppelsieg für Österreich ausgiebig und euphorisch feierte. Der größte und ehrenwerteste Konkurrent während seiner gesamten Ultra-Triathlon-Karriere, der Franzose Emmanuel Conraux, musste sich beim letzten Aufeinandertreffen der beiden letztendlich mit dem dritten Platz begnügen, über den er sichtlich enttäuscht war. Pascal Jolly, der Weltmeister über diese Distanz aus dem Jahre 2003, erreichte den vierten Rang vor Lokalmatador Nelson Vasquez. So wurde diese letzte WM-Teilnahme zu einem weiteren großartigen Kapitel in der sportlichen Erfolgsgeschichte von Luis Wildpanner.

Karriereausklang in Höchstform

„Der Wettkampf war ausgesprochen anspruchsvoll. Über den Titel und den Streckenrekord bin ich überglücklich“, erklärte Wildpanner damals auf der Website des Österreichischen Bundesheeres. Darüber hinaus stand dort zu lesen: „18. September 2006 - 22 Stunden und 38 Minuten Höchstleistung. Der 45-jährige Oberstleutnant Luis Wildpanner ist seit gestern Weltmeister im Doppel-Ultra-Triathlon. Der Sportoffizier der Heeresunteroffiziersakademie absolvierte in Ibarra, Ecuador, die Distanzen von 7,6 km Schwimmen, 360 km Radfahren und 84 km Laufen mit neuem Streckenrekord und unterbot die alte Bestzeit um 90 Minuten.“

Im Anschluss und zum wohlverdienten Ausklang nach dieser weiteren Extrembelastung und dem zweiten Weltmeistertitel im selben Jahr belohnten sich Wildpanner und sein Team mit einer Rundreise durch Ecuador. Dabei folgten sie auch den Spuren des berühmten deutschen Naturforschers Alexander Humboldt, in dessen Haus sie nächtigten. Die Krönung der Reise war die Besteigung des 5.897 m hohen Cotopaxi, der wegen seiner Kegelform und der markanten Eiskappe auf seinem Gipfel zu den formschönsten Bergen der Welt zählt. Er wird auch „Thron des Mondes“ genannt und wurde bereits von den Inkas als heiliger Berg verehrt. Nach dem inaktiven Vulkan Chimborasso (6.263 m) ist er der zweithöchste Berg Ecuadors und somit einer der höchsten aktiven Vulkane der Erde. Mit diesem weiteren Bergabenteuer gab sich Wildpanner selbst zumindest eine der Antworten auf die Frage, welche weiteren Ziele er sich nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn setzen wollte. Denn eines war ihm klar: Eine erfolgreichere Saison als jene des Jahres 2006 wird kaum mehr möglich sein. Schließlich war Luis mittlerweile 45 Jahre alt und die vergangenen Jahren zehrten – trotz der Erfolge und der damit verbundenen einzigartigen Momente – letztlich auch an seiner Substanz.

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Hofrat Gerold Keusch, BA ist Redakteur beim TRUPPENDIENST. Oberstleutnant Luis Wildpanner ist Diplomsportlehrer und Referent im Fachstab Luft.

 

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