• – Letztes Update : 14.03.2016

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Wie Mitarbeiter motivieren?

Franz Peer

Die Umsetzung der Vorgaben in der ressourcenbedingten Mittelfristplanung für unser Bundesheer ist für die gesamte Organisation und deren Mitarbeiter eine gewaltige Herausforderung. Nicht leichter wird dieser zu bewältigende Kraftakt durch ein medial gezeichnetes Bild, wonach unser Heer nicht mehr einsatzbereit, ja sogar „bankrott“ sei. Diese polemische Darstellung ist falsch, unfair und kontraproduktiv! Gerade deshalb ist es uns Kommandounteroffizieren ein besonderes Anliegen, distanziert von den sprichwörtlich rauchenden Trümmern des medialen Schlachtfeldes, einen gedanklichen Beitrag zur Bewältigung der schwierigsten Situation seit Bestehen des Bundesheeres zu leisten.

Es ist nun einmal so, dass dem Heer stets zuwenig Mittel zugestanden wurden. Jahrzehnte haben wir nicht nur intern über fehlende Budgetmittel geklagt, sondern diese Situation auch wiederholt öffentlich dargestellt. Die Medien wurden oftmals mit Informationen über Fehl und Mängel in allen Bereichen versorgt. In der Hoffnung, die politisch Verantwortlichen und die Staatsbürger wachzurütteln und damit zur Bereitstellung der aus unserer Sicht zwingend erforderlichen Mittel zu bewegen. Jedoch, die permanenten, besorgniserregenden Darstellungen brachten kein zusätzliches Geld. Erreicht wurde nur, dass jeder Mitarbeiter täglich aus den Medien erfahren musste, in welch desolater, bankrotter „Firma“ er oder sie arbeite. Wie dies zur Mitarbeitermotivation beiträgt, kann jeder selbst beurteilen.

Belegbare Fakten und Zahlen müssen die Problematik der unzureichenden Ressourcen und deren Folgewirkung weiterhin aufzeigen. Überlegen müssen wir uns jedoch, wer mit welchem Detail oder welcher Situationsbeschreibung die Medienvertreter und Politiker versorgt. So manche dieser weitergegebenen Interna entbehren oft jeder Grundlage und sind im persönlichen Frustabbau oder in der Enttäuschung über die Nichterfüllung der persönlichen, militärischen Wunschwelt begründet. Hier müssen wir verantwortungsbewusster werden! Ungeprüft alles Kaputtreden oder Schlechtmachen bestätigt und stärkt nur jene, die nicht Willens sind, die herausragenden Leistungen der Mitarbeiter unseres Heeres anzuerkennen. Öffentliches Infragestellen von Leistung und Sinnhaftigkeit unterstützt ihre erkennbaren Absichten, nämlich die Neuausrichtung des Bundesheeres ganz nach persönlichen Vorstellungen, wenn nicht gar die Abschaffung.

Um hier nicht missverstanden zu werden: Kommandunteroffiziere sind weder Träumer noch Realitätsverweigerer. Auch keine von ihren Kommandanten gesteuerte Schönfärber. Die aktuelle Situation des Heeres ist dramatisch. Der Schlüssel zur Krisenbewältigung liegt aber nicht im resignierenden „Wutsoldaten“, nicht in Angst und Verweigerung, sondern im Handeln. Wir sind zu Recht stolz auf unsere Fähigkeiten, im Chaos den Überblick zu bewahren. Bei existenziellen Bedrohungen schützen und helfen unsere Kameraden den verzweifelten Menschen an allen Orten der Welt. Die Ausbildung der Präsenzdiener ist trotz Geldmangel fast ausnahmslos kreativ sowie erlebnisreich, und sie wird als sinnvoll wahrgenommen und so bewertet. Den Gruppenkommandanten wird von den Auszubildenden höchstes Vertrauen ausgesprochen, was das Führungskräftefeedback belegt. Dort wo Sinn vermittelt wird und respektvoller und wertschätzender Umgang untereinander gegeben ist, stimmt die militärische Welt. Der nach dem Abrüsten zivile Meinungsträger, Meinungsmacher und Motivator hat das Bundesheer als kompetente Organisation mit professionellen Mitarbeitern erlebt. Er wird seine positive Erfahrung in die Gesellschaft einbringen. Es liegt in unserer Hand aus jungen Staatsbürgern Befürworter oder Gegner des Bundesheeres zu machen.

Daher sollten wir gerade jetzt allen unsachlichen Kritikern und Besserwissern zeigen, wie lebendig und professionell das „bankrotte“ Bundesheer ist. In der aktuell schwierigen Situation muss unser Blick nach vorne - in die Zukunft - gerichtet sein. Dies ist eine besondere Eigenschaft von Führungskräften. Wir dürfen daher nicht zulassen, dass manche Führungskräfte ihren Verantwortungsbereich bestenfalls verwalten. Die anvertrauten Mitarbeiter erwarten Führung mit „Richtung und Drall“. Wir dürfen uns kein Führungsvakuum leisten und müssen dem zunehmenden, spürbaren Vertrauensverlust entgegenwirken. Nur damit werden wir die nahezu „existenzbedrohliche“ Situation bewältigen - es gibt keine Alternative.

Wie immer das künftige Bundesheer aussehen mag, es wird weiterhin ein Bundesheer geben. Mit oder ohne Wehrpflicht. Details über die künftige Struktur sind nicht seriös zu beantworten. Sicher ist jedoch, wer künftig die gestellten Aufträge erfüllen wird. Es sind dies mehrheitlich jene Mitarbeiter, die sich bereits im Dienststand des Bundesheeres befinden. Es liegt somit an uns, die derzeitige Krise als Chance zur Gestaltung wahrzunehmen. Aber gemeinsam wird es gelingen. Es gibt keinen anderen Weg. Resignation, Angststarre und Veränderungsverweigerung werden nicht zur positiven Entwicklung eines wie auch immer gestalteten Bundesheeres führen.

Vizeleutnant Franz Peer ist Kommandounteroffizier der 4. Panzergrenadierbrigade.

 

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