• Veröffentlichungsdatum : 03.01.2018
  • – Letztes Update : 08.01.2018

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  • 795 Wörter

Urban Search and Rescue

Arno Umfahrer

Ende September 2017 fand eine planmäßige externe Überprüfung der Austrian Forces Disaster Relief Unit statt. Die Einheit hat die Reklassifizierung bestanden und somit weitere fünf Jahre den Status eines klassifizierten „Heavy Urban Search and Rescue Teams“ inne.

Das INSARAG Klassifizierungssystem

Die „INSARAG External Classification/Reclassification“ (IER) ist eine qualitative Überprüfung/Beurteilung internationaler Rette- und Berge-Teams (Search and Rescue). Dadurch soll sichergestellt werden, dass Teams nach den Richtlinien der International Search and Rescue Advisory Group (INSARAG) ausgebildet sind und im Anlassfall unter Anwendung vorgegebener Standards vor Ort zielgerichtet und aufeinander abgestimmt eingesetzt werden. So wird eine hochqualitative Hilfeleistung im internationalen Verbund sichergestellt.

Diese UN-Klassifizierung, welcher sich Urban Search and Rescue-Teams freiwillig unterziehen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Qualitätssicherung internationaler Hilfeleistungskräfte und im humanitären System einzigartig. Mit Ausnahme der „Emergency Medical Teams“ wird bis dato in keinem anderen Bereich des Österreichischen Bundesheeres eine solche „Eigenevaluierung“ umgesetzt. Damit hat INSARAG eine Vorreiterrolle im Setzen von internationalen Standards im zunehmend komplexer werdenden Umfeld der „Internationalen Humanitären und Katastrophenhilfe“ eingenommen. Seit der Einführung dieses Klassifizierungssystems im Jahr 2005 haben sich bereits 49 Urban Search and Rescue-Teams dieser Überprüfung unterzogen.

Bewertungskriterien

Die Kriterien, die durch das zu (re-)klassifizierende Team zu erfüllen sind, werden in den INSARAG-Richtlinien beschrieben. Insgesamt müssen von jedem Team 153 Fähigkeiten gezeigt werden. Dabei geht es unter anderem um eine effiziente Alarmierung und Mobilisierung der Einheit, die Kommunikation mit anderen vor Ort befindlichen Einheiten, die gefechtstechnischen Einsatzverfahren an den Schadenstellen oder die medizinische Erstversorgung von eigenen Teammitgliedern und geretteten Opfern.

Die Bewertung erfolgt farbcodiert:

  • „Grün“: Die Leistung entspricht dem bzw. überschreitet den geforderten INSARAG-Mindeststandard.
  • „Gelb“: Die Leistung entspricht dem geforderten INSARAG-Mindeststandard, wobei jedoch Verbesserungsmaßnahmen notwendig sind.
  • „Rot“: Die Leistung entspricht nicht dem geforderten Mindeststandard; dies hat das sofortige Ende der Überprüfung zur Folge.

Die Beurteilung der jeweiligen USAR-Teams erfolgt durch ein UN/INSARAG-Bewerter-Team. Dieses setzt sich aus internationalen Spezialisten zusammensetzt. Hinsichtlich ihrer Expertise muss sichergestellt sein, dass alle gemäß INSARAG-Richtlinien vorgegebenen Komponenten eines Rette- und Berge-Teams (Management, Logistics, Search, Rescue, Medical) überprüft werden können. Aus diesem Grund besteht das Team in der Regel aus sechs bis acht Personen – diese repräsentieren in ihrer Funktion als Classifier die INSARAG-Gemeinschaft.

Reklassifizierung „AFDRU-IER 2017“

Die AFDRU-IER war für den Zeitraum vom 25. bis zum 28. September 2017 angesetzt und bestand aus einer „In-Barracks Inspection“ in der Korneuburger Dabsch-Kaserne sowie der praktischen Überprüfung der Fähigkeiten während einer Feldübung. Um alle erforderlichen und zu überprüfenden Fähigkeiten zu zeigen, war die AFDRU-IER als „Vollübung“ geplant, die alle Phasen eines echten Einsatzes simulieren sollte:

  • Alarmierung,
  • Mobilisierung, 
  • Transferphase (Logistik und Einreise, Flugfeld Wiener Neustadt),
  • Einsatz der AFDRU im Einsatzraum (ABC- & Katastrophenhilfeübungsplatz Tritolwerk).

Das österreichische Kontingent „AFDRU/Mainland“ bestand aus den Elementen Management, Logistics, Search, Rescue, Medical und hatte eine Gesamtstärke von 83 Personen. Dieses besteht aus Kader- und Milizsoldaten sowie zivilen Rettungshundeführern. Am Montag, dem 25. September, fand die „In-Barracks Inspection“ durch ein „Classifier“-Team aus insgesamt sechs Nationen statt. Dabei wurde den Bewertern anhand des Comprehensive Portfolio of Evidence einerseits das System AFDRU nähergebracht, andererseits bestand die Möglichkeit, etwaige offene Fragen zum Kontingent zu klären.

Mit der Alarmierung und Mobilisierung des Kontingentes in den Morgenstunden des 26. Septembers begann der praktische Teil der Reklassifizierung. Nach der Ankunft im Einsatzraum „Mainland“ oblag es dem Verbindungselement ein „Reception/Departure Centre“ zu errichten und zu betreiben, um die ersten internationalen Koordinierungstätigkeiten im Einsatzraum sicherzustellen. Im Anschluss durch das Verbindungselement des Kontingents ein „On-site Operations Coordination Centre“ initiiert werden, das in weiterer Folge - in enger Zusammenarbeit mit national verantwortlichen Behörden - die Koordinierung der internationalen Urban Search and Rescue -Teams übernahm.

Während des Aufbaus des Basislagers in der Jansa-Kaserne in Großmittel wurde durch ein Erkundungsteam bereits die erste Sektorbeurteilung im zugewiesenen Einsatzraum durchgeführt, woraufhin die Rette- und Bergegruppen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zum Einsatz kamen und mit den Arbeiten an den zugewiesenen Schadenstellen begannen. Da ein Heavy Urban Search and Rescue-Team rund um die Uhr an zwei Schadenstellen parallel arbeiten können muss, wurde diese Fähigkeit auch während der gesamten Übung demonstriert. Das Kontingentskommando war deshalb gefordert, einen entsprechenden Schichtplan zu entwickeln. Nachdem das Classifier-Team alle zu überprüfenden Fähigkeiten gesehen und bewertet hatte, wurde das Übungsende am Mittwoch um ca. 23:00 Uhr ausgerufen.

Fazit

Der Donnerstagvormittag wurde von den Bewertern dazu genutzt, ihre Ergebnisse zusammenzufassen und den ersten „Rohbericht“ für das INSARAG-Sekretariat zu schreiben. Parallel dazu erfolgten der Abbau des Basislagers sowie die Rückverlegung aller Teile in die Korneuburger Dabsch-Kaserne. In einem internen Gespräch zwischen dem Classifier-Team und ausgewählten Personen der Übungsleitung bzw. des Kontingents wurde das Endergebnis präsentiert. Von den 153 Überprüfungspunkten wurden 121 mit „grün“ und 16 mit „gelb“ bewertet, was ein sehr gutes Ergebnis darstellt. Hervorgehoben wurde vor allem die Professionalität der Einheit sowie deren Motivation und Einsatz während der Reklassifizierung. Damit ist das österreichische Urban Search and Rescue Team auch für die kommenden Einsätze bestens vorbereitet.

Amtsdirektor Arno Umfahrer, MBA.

 

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