• Veröffentlichungsdatum : 12.09.2018

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  • 1244 Wörter

Seid stolz auf eure Leistungen

Michael Barthou

Seit 18. Dezember 2017 ist Dr. Wolfgang Baumann Generalsekretär im Verteidigungsministerium. Mit TRUPPENDIENST sprach er über seine Rolle im Ressort, seinen Alltag und die Harmonisierung der Dienstzweige.

TRUPPENDIENST (TD): Die Rolle des Generalsekretärs ist für viele Angehörige des Ressorts und Bedienstete im Bundesheer noch nicht so bekannt. Wie würden Sie selbst Ihre Funktion beschreiben?

Wolfgang Baumann (WB): Seit dem 18. Dezember 2017 gibt es die Funktion des „Generalsekretärs“ in jedem Ministerium. Durch das Bundesministeriengesetz ergibt sich diese neue Funktion, die nicht nur eine Vorgesetztenfunktion gegenüber den Sektionschefs darstellt, sondern auch gegenüber allen Soldaten und Bediensteten im Ressort. Zu Beginn gab es durchaus einen, ich sage einmal, Interpretationsspielraum, ob man die Verwendung jetzt eher als eine Art „stellvertretender Minister“ oder als oberster Beamter beziehungsweise oberster Militär anlegt. Zuerst wurde kurz überlegt, ob ich jetzt General, Generalleutnant, „Obergeneral“ oder etwas Ähnliches bin - aber keine dieser Möglichkeiten kam in irgendeiner Art und Weise für mich in Frage. Für uns im Ministerium - und das war auch die Vorgabe des Herrn Bundesministers - ist es so, dass ich der höchste Beamte im Bundesheer und somit auch im Bundesministerium für Landesverteidigung bin. Der höchste Militär bleibt aber unverändert der Generalstabschef. Daran wird sich nichts ändern. Ich selbst bin Oberst und Generalsekretär. Falls ich nach meiner Verwendung beim Herrn Bundesminister in einem anderen Bereich des BMLV verwendet werden sollte, gibt es für mich zwei Möglichkeiten: Entweder werde ich eine zivile oder wieder eine militärische Funktion ausüben. Zusätzlich vertrete ich den Herrn Bundesminister zum Beispiel im Ausland, bei Festakten oder im Zuge von Repräsentationsaufgaben. Darüber hinaus gibt es eine neu geschaffene Konferenz für die Generalsekretäre. In dieser Konferenz haben wir die Möglichkeit, einerseits die Regierungsarbeit und andererseits die Zusammenarbeit zwischen den Ressorts zu optimieren.

TD: Was sind Ihre konkreten Schwergewichte? Was ist Ihnen wichtig?

WB: In erster Linie ist mir wichtig, die vorgegebenen Ziele des Herrn Bundesministers für Landesverteidigung umzusetzen. Es ist mir ein Anliegen, ein Bindeglied zwischen der politischen und der militärstrategischen Ebene zu sein. Mit den Erfahrungen, die ich in verschiedenen Verwendungen auf strategischer Ebene im In- und Ausland sammeln konnte, möchte ich diese Ziele bestmöglich umsetzen.

TD: Gibt es Inhalte, die Sie zusätzlich umsetzen wollen?

WB: Für den Herrn Bundesminister ist es neben den Leuchtturmprojekten sehr wichtig, dass die neue Truppengliederung umgesetzt wird. Da ich selbst zehn Jahre in einer Panzergrenadierbrigade gedient habe, scheint es mir wesentlich, dass auf vier Landbrigaden zurückgegangen, die Truppenheimat bei den Verbänden wiederhergestellt und dem Kampf der verbundenen Waffen eine besondere Bedeutung zugesprochen wird. Gleichzeitig soll die Umfassende Landesverteidigung, wie auch oft im Regierungsprogramm betont, wiederbelebt werden. Insgesamt sollen neben der militärischen auch die geistige und die wirtschaftliche Landesverteidigung erneut forciert werden. Gleichzeitig muss der soziale Frieden gefördert werden. Diese Maßnahmen werden aber nicht dazu führen, dass wir zu Raumsicherungszonen oder Sperrzonen zurückkehren und uns in Österreich zur Verteidigung eingraben. Vielmehr gilt es, die Kooperationen, die internationale Vernetzung - egal ob in der EU, NATO oder in der OSZE, aber natürlich auch in der UNO - weiter auszubauen und uns vermehrt der Umfassenden Landesverteidigung zu widmen.

TD: Stichwort Harmonisierung der höheren Dienste. Was wollen Sie in dieser Hinsicht bewirken?

WB: Zuerst einmal ist es dem Herrn Bundesminister als ausgebildetem Unteroffizier sehr wichtig, die Durchlässigkeit im System verstärkt hervorzuheben. Das heißt, wir müssen von unten beginnen und dazu die Unteroffiziere mit ins Boot holen. Ich möchte gerne, dass wir vom Unteroffizier über den Oberoffizier, den Stabsoffizier bis hin zum höheren Offizier ein gemeinsames Offizierskorps bilden und somit geschlossen auftreten. Ich erachte das als absolut zeitgemäß. Wir wollen das mit einem neuen Militärdienstrecht Schritt für Schritt im Sinne des Herrn Bundesministers Kunasek umsetzen. Ein besonderes Augenmerk lege ich auf die höhere Offiziersausbildung, bei der es künftig den Generalstabslehrgang und den Lehrgang für den höheren Dienst - egal ob für Politologen, Betriebswirte, Juristen, Psychologen bis hin zu Militärmedizinern - als gemeinsame höhere Offiziersausbildung geben soll. Dadurch soll ein gemeinsames höheres Offizierskorps herangebildet werden, worin sich jeder Fachbereich wiederfinden soll. Durch eine Steuerung durch die Generalstabsabteilung sollen Fachexperten durch eine gezielte Personalplanung herangezogen werden. Gleichzeitig bedingt diese Absicht, dass wir für das höhere Offizierskorps ein allgemeines Assessment einführen werden. Nur die wirklich Geeigneten und die Leistungsträger mit entsprechender Erfahrung bei der Truppe können folglich in das höhere Offizierskorps aufsteigen. Ich stelle mir vor, dass der Einstieg hier mit einem Dienstgrad analog zum Major/jüngeren Oberstleutnant erfolgen kann. Nach einer höheren Offiziersausbildung kann man dann auch den Dienstgrad Oberst erlangen. Die bisherige Ausbildungssystematik wird angepasst.

TD: Wie sieht der Tagesablauf eines Generalsekretärs aus?

WB: Mein Alltag ist ganz einfach erklärt - von der zeitlichen Belastung her: Man kommt früh und geht spät. Ich koordiniere mich zumindest einmal täglich mit dem Herrn Bundesminister persönlich und beginne den Tag mit wesentlichen tagesrelevanten Notwendigkeiten im Büro. Dann startet bei mir um 0800 Uhr eine Terminabstimmung mit meinem Büroleiter und meinen vier Beratern, die mich jeden Tag auf den Terminplan und seine Inhalte vorbereiten. Ab 0830 Uhr findet eine Koordinierung im Besprechungsraum des Kabinetts statt. Dort treffe ich Vertreter des Generalstabes, der Sektion I, der unmittelbaren Elemente wie der Kommunikation, der Revision, des parlamentarischen Dienstes und Verbindungsoffiziere, die ich in anderen Ministerien in Dienstverwendungen habe. Jeden Tag bekomme ich eine Lageeinschätzung vom Auslandsnachrichtendienst und eine entsprechende Ableitung für die Sicherheitspolitik, die ich aufnehme und steuernd auf das Ressort einwirke. Zusätzliche Termine ergeben sich nach den entsprechenden Tagesnotwendigkeiten.

TD: Was machen Sie in Ihrer Arbeit besonders gerne? Worauf freuen Sie sich am meisten?

WB: Am wichtigsten erscheint mir - und ich glaube, da gibt es einen ganz hohen Bedarf -, wieder verstärkt auf Mitarbeiter zuzugehen und mit allen das Gespräch zu suchen, um das Gemeinsame in den Vordergrund zu stellen. Während des vergangenen Jahrzehntes sind Gräben zwischen dem Unteroffizierskorps und Teilen des Offizierskorps von selbst gewachsen. Diese gilt es nun, behutsam „zuzuschütten“. TD: Was wollen Sie für die Bediensteten und Soldaten im Ressort sein? WB: Ich sehe meine Rolle durchaus positiv, gedacht als Familienvater. Ich sehe unser Ministerium als eine gemeinsame Familie, die sich für den Bundesminister und für die Regierung bestmöglich einbringt. Natürlich passieren da und dort auch Missgeschicke. Das ist überall so, wo viel gearbeitet wird. Da muss man dann behutsam Dinge aufbereiten, nachbesprechen und für die Zukunft optimieren. Ein Miteinander mit der Regierung ist mir persönlich genauso wichtig, wie auch das offene Zugehen der Beamtenebene und der politischen Seite auf die Opposition. Auch die Opposition gehört bestmöglich in unsere Arbeit eingebunden. Das ist besonders dem Herrn Bundesminister Kunasek ganz wichtig, der ja ein gelernter Parlamentarier ist und fast über ein Jahrzehnt lang aus dem Blickwinkel der Opposition Politik mitgestalten konnte. Heute ist er Minister und er hält mich immer wieder dazu an, ganz bewusst von unserer Seite her mit der Opposition das Gespräch zu suchen und sie zur Mitarbeit einzuladen.

TD: Was wollen Sie persönlich den Bediensteten im Ressort mitgeben?

WB: Was ich den Bediensteten mitgeben will, ist ganz einfach: Ich möchte betonen, dass wir stolz auf unsere Leistungen sein dürfen. Das Bundesheer der Zweiten Republik ist unser Bundesheer. Das sollte für uns und für alle Mitarbeiter im Vordergrund stehen. Da hat jeder Positives dazu beigetragen - das ist der Fokus. Wir müssen in die Zukunft blicken. Das Bundesheer der Zweiten Republik ist unser eigenes Selbstverständnis und unsere Erfolgsgeschichte. Da haben alle Mitarbeiter in diesem Ressort mittlerweile über Generationen hinweg mitgewirkt. Es ist so - über alle Parteigrenzen hinweg. Seid stolz auf unser Österreichisches Bundesheer, seid stolz auf eure Leistung!

Das Interview führte Oberrat Major Mag.(FH) Michael Barthou, MA, Leiter der Redaktion Online-Medien beim TRUPPENDIENST.

 

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