• Veröffentlichungsdatum : 21.02.2017
  • – Letztes Update : 13.03.2017

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  • 1070 Wörter

Rainer-Regiments-Museum

Uwe Schwinghammer

Seit wenigen Monaten erstrahlt das Rainer-Regimentsmuseum auf der Festung Hohensalzburg in neuem Glanz. Es ist ein Schmuckstück moderner Wissensvermittlung für (militär-)historisch Interessierte geworden.

Nach längerer Schließung ist das Museum, das an die Geschichte des altösterreichischen Infanterieregimentes Nr. 59 „Erzherzog Rainer“ (IR 59) erinnert, seit September 2016 wieder geöffnet. Die Exponate sind im Wesentlichen dieselben geblieben. Erfrischend ist allerdings die moderne Darbietung. Insgesamt sechs Räume widmen sich der Regimentsgeschichte von der Aufstellung bis zum Ende. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Geschehnissen des Ersten Weltkrieges.

Gleich im ersten Zimmer findet man eine übersichtliche Karte, auf der die vielen Feldzüge in der fast 260-jährigen Geschichte des Regimentes kreuz und quer durch Europa dargestellt sind. In diesem Raum haben großteils auch die bekannten Krauhs-Figurinen ihren Platz gefunden, die die Uniformen der damaligen Infanteristen von den Anfängen bis zu den Napoleonischen Kriegen anschaulich darstellen.

Ein besonderer Magnet im zweiten Raum ist das Regiments-Silber: aufwändig gefertigtes Tafelgedeck aus einer Zeit, als ein Offizierskasino noch ein exklusiver Ort war. Doch damit lassen wir die „ruhmreiche Zeit“ - in der freilich auch viel gestorben wurde - hinter uns und begeben uns in die Jahre des Ersten Weltkrieges.

Der dritte Raum widmet sich der Ostfront: Stark ist hier der Kontrast zwischen dem schnittigen Regimentsmarsch und dessen Herkunft auf der einen Seite des schmalen Zimmers und der Realität der Schützengräben auf der anderen Seite. Dabei wird, wie noch an anderen Stellen, mit einer „Fototapete“ gearbeitet, die dem Schützengraben eine Tiefenwirkung verleiht. Ebenfalls hier zu finden sind Beute-Maschinengewehre und ein österreichisches „Schwarzlose“ (benannt nach dem Konstrukteur Andreas Wilhelm Schwarzlose), das Standard-MG Österreich-Ungarns im Weltkrieg.

Der vierte Raum, ebenfalls nicht besonders groß, zeigt Kunst im Krieg. Zahlreiche mehr oder weniger bekannte Maler waren zum so genannten Kriegspressequartier eingerückt und hielten in dessen Auftrag ihre Eindrücke von den Fronten und Soldaten mit Stift und Pinsel fest. Auf der Schmalseite des Zimmers ist die Alpinausrüstung der damaligen Zeit zu sehen. Oberst Georg Bilgeri und die gleichnamige Skibindung dürfen dabei selbstverständlich nicht fehlen.

Im fünften Raum folgt schließlich das Highlight der Ausstellung: der originalgetreue Nachbau einer Telefonvermittlungsbaracke an der Südwestfront gegen Italien. Gleich daneben ein Relief des „Rainer-Berges“, des Monte Cimone, sowie das wunderbar gefertigte Modell einer Unterkunft. Von hier geht es in den einzigen Raum, der kein Durchgangszimmer ist: Zu sehen sind österreichische Waffen, Ausrüstung und Uniformen aus dem Gebirgskrieg, aber auch zahlreiche italienische Beutewaffen. Verlässt man ihn wieder und kehrt in den Raum 5 zurück, gelangt man zum Ausgang. Hier wird - etwas versteckt - noch das Thema Leid und Sterben an der Front kurz behandelt.

Vom Rhein an die Salzach

Aufgestellt wurde das spätere IR 59 angesichts der Bedrohung durch die Türken im Jahr 1682 als Infanterieregiment von der Beckh. Damaliges Rekrutierungsgebiet war aber noch nicht die Salzburger Gegend, sondern der Oberrhein. Erst später wurde das Regiment aufgrund von Platzmangel bei der Unterbringung in Nieder- und Oberösterreich disloziert. Im Jahr 1769 erhielt es seine Nummer, die es bis zum Ende der Donaumonarchie beibehalten sollte. Mit der 59 war es das damals letzte Infanterieregiment der habsburgischen Armee. Die Nummerierung wurde nach dem Senioritätsprinzip vorgenommen, und da Franz Carl Graf von und zu Daun mit 23 Jahren der weitaus jüngste Inhaber war, wurde sein Regiment letztgereiht.

Erstmals nach Salzburg kam das IR 59 im Jahr 1805, als das Fürsterzbistum seine Unabhängigkeit verlor und zu existieren aufhörte. Doch endgültig zum Salzburger Hausregiment wurde es erst nach dem Ende der Napoleonischen Kriege und des bayerischen Interregnums 1816. Das Rekrutierungsgebiet umfasste nun Salzburg und Teile Oberösterreichs.

Im Jahr 1830 erhielt das Regiment den Namen „Leopold, Großherzog von Baden“, 1852 wurde es schließlich nach Erzherzog Rainer, einem Neffen 2. Grades von Kaiser Franz Joseph, benannt. Als Erzherzog Rainer 1913 starb, wurde verfügt, dass das IR 59 immerwährend seinen Namen tragen solle. Fünf Jahre später gab es die Monarchie und das Regiment nicht mehr.

In allen Kriegen dabei

Zuerst focht das Regiment in jenen Kriegen, für die es aufgestellt worden war: in den Türkenkriegen. Im 18. Jahrhundert dominierten die Konflikte mit Preußen die Einsatzgeschichte, wenn auch nicht ausschließlich. Es folgten die Napoleonischen Kriege und schließlich Schlachten in den verschiedenen oberitalienischen Kriegen im Zuge der Entstehung des Königreiches Italien. Nach dem Krieg gegen Preußen 1866 erlebten die Rainer fast 50 Jahre Frieden.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam das Regiment gegen Russland zum Einsatz und war unter anderem an der Schlacht von Gorlice-Tarnów beteiligt. Bis zum Februar 1916 verblieb es im Osten, ehe es nach Südtirol verlegt wurde. Dort nahm es an der - letztlich gescheiterten - Frühjahrsoffensive auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden (Sette Comuni, nördlich Vicenza) teil. Im Juli ging der Monte Cimone, von den Rainern verteidigt, an die Italiener verloren, am 23. September 1916 wurde er zurückerobert. Der Gipfel war mitsamt der italienischen Besatzung durch eine Mine in die Luft gesprengt worden.

Nach Teilnahme an der Durchbruchsschlacht von Flitsch-Tolmein im Oktober 1917 und den Kämpfen am Piave 1918 stand das Regiment beim Zusammenbruch der Monarchie im Val Sugana. Es entging der Gefangennahme durch die Italiener und gelangte am 10. November 1918 unter seinem letzten Kommandeur, Oberst Richard von Schilhawsky, geschlossen nach Salzburg zurück, wo es aufgelöst wurde. Zuvor hatte es in Südtirol noch die Ordnung aufrechterhalten und Plünderungen und Schlimmeres durch zurückflutende Truppenteile der sich auflösenden „Bewaffneten Macht“ der Donaumonarchie zu verhindern versucht.

Ein Teil des Regimentes, die so genannten Marschbataillone, stand bereits seit der Kriegserklärung Italiens im Mai 1915 an der Südwestfront. Anstatt dem Stammtruppenkörper zur Auffrischung an der Ostfront zugeführt zu werden, kamen die Marschbataillone an die schwach besetzte Grenze zu Italien. Die Geschichte des Regimentes lässt sich in groben Zügen bei einem Rundgang durch das neu gestaltete Museum nachvollziehen. Zum Abschluss noch eine Empfehlung, um die gelungene Neuaufstellung voll genießen zu können: Da das Museum in den „Trampelpfad“ der Touristen durch die Festung eingebunden ist, wird man zu Stoßzeiten regelrecht durch die Räume geschoben, ohne lange verweilen und schauen zu können. Es empfiehlt sich deshalb ein Museumsbesuch kurz nach der Öffnung am Morgen.

Mag. Uwe Schwinghammer; freier Journalist in Innsbruck.

Vom Bauernknecht zum Frontsoldaten - Teil 1 der Erinnerungen des Infanteristen Franz Gaisbauer (Soldat beim IR Nr. 59)

Von der Hölle ins Inferno - Teil 2 der Erinnerungen des Infanteristen Franz Gaisbauer (Soldat beim IR Nr. 59)

Rainer-Regiments-Museum

Mönchsberg 34,
5020 Salzburg
Tel.: 0662/84243011
E-Mail: office@festung-hohensalzburg.at
www.rainer-regimentsmuseum-salzburg.at
Öffnungszeiten: Okt.-April: 09:30-17:00 Uhr, Mai-Sept.: 09:00-19:00 Uhr, Advent-Wochenenden und Ostern: 09:30-18:00 Uhr
Eintritt: Basisticket (inkl. Fahrten mit der Festungsbahn): Erwachsene € 12 Kinder € 6,80, Familie € 26,60

 

Ihre Meinung

Meinungen (1)

  • krenglmüller hermann // 06.03.2017, 11:54 Uhr Danke für den Kurzbericht, wird sicherlich heuer auf unserem Museumsplan notiert. MkG, Krenglmüller Hermann, Stwm.