• Veröffentlichungsdatum : 16.10.2017
  • – Letztes Update : 26.01.2018

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Admiral Reinhard Scheer

Bernhard Wenning

1914 galt Scheer als der einzige kommandierende Admiral, dem man zutraute, die deutsche Hochseeflotte aus der britischen Seeblockade herauszuführen.

Admiral Reinhard Scheer

Der deutsche Volksmund spricht von zwei „bayerischen“ Admiralen des Ersten Weltkrieges, die die Tüchtigsten der ehemaligen kaiserlichen Marine gewesen sein sollen. Der eine ist Admiral Franz von Hipper, geboren in Weilheim in Oberbayern. Beim zweiten handelt es sich um Admiral Reinhard Scheer, der zwar in Marktredwitz verstorben ist, aber aus Norddeutschland gebürtig war. Dessen Lebenslauf und seine Karriere als Seesoldat werden in diesem Beitrag kurz angerissen.

Reinhard Scheer erblickte am 30. September 1863 als Sohn des Dr. phil et theol. Julius Scheer, Aushilfspfarrer und Oberlehrer an der Bürgerschule in Obernkirchen (Fürstentum Schaumburg-Lippe) und Marie, geborene Reinhard(t), das Licht der Welt. Im Alter von 16 Jahren trat Scheer in die noch junge kaiserliche Marine als Kadett ein. Ein Jahr später, am 15. Juni 1880, war er Seekadett. Die Beförderung zum Seeoffizier erfolgte mit Patent vom 13. November 1883 (Unterleutnant zur See mit Rangdienstalter vom 16. November 1882). In schneller Folge wurden die weiteren Ränge der Marine durchlaufen, um mit dem neuen Jahrhundert in die Laufbahngruppe der Stabsoffiziere (Korvettenkapitän am 9. April 1900) aufzusteigen.

Bereits nach weiteren zehn Jahren Dienst war die Gruppe der Flaggoffiziere erreicht (27. Jänner 1910 - Konteradmiral). Den Kriegsbeginn erlebte Scheer als Vizeadmiral (seit 9. Dezember 1913). (Voll-)Admiral wurde Reinhard Scheer unmittelbar nach der Seeschlacht am Skagerrak (von den Briten „Battle of Jutland“ genannt, Anm. d. Red.) am 5. Juni 1916. Eine angebotene Erhebung in den Adelsstand lehnte er allerdings ab.

Am 17. Dezember 1918 nahm er seinen Abschied aus dem aktiven Dienst. Im Laufe seiner wechselnden Kommanden an Bord von Schiffen und auf Landdienststellen in den höheren Stäben der Marine erwarb sich Reinhard Scheer das Vertrauen des Großadmirals Alfred v. Tirpitz. Bei Ausbruch des Weltkrieges 1914 galt Vizeadmiral Scheer als der einzige kommandierende Admiral, dem man zutraute, die deutsche Hochseeflotte aus der britischen Seeblockade zu führen.

Ernennung zum Flottenchef

Im Jänner 1916 wurde Scheer zum Nachfolger des schwer erkrankten Flottenchefs Admiral Hugo v. Pohl ernannt. Da ihm eine große Schlacht gegen die Royal Navy zu riskant erschien, sollte durch vermehrt offensive Vorstöße versucht werden, wenigstens Teile des Feindes aus den Häfen zu locken und so zu schlagen. Die Schlacht am Skagerrak verfolgte eben diesen Plan. Allerdings war es der britischen Nachrichtenaufklärung längst gelungen, den deutschen Funkverkehr zu entschlüsseln. Alle britischen Einheiten konnten daher rechtzeitig auslaufen und so auf die deutsche Flotte treffen.

Die Schlacht endete mit schweren Verlusten auf beiden Seiten und war, wie auch Reinhard Scheer zugab, ein propagandistischer, jedoch kein strategischer Erfolg. Durch die Erfahrungen der Seeschlacht zum Befürworter des uneingeschränkten U-Bootkrieges geworden, setzte Admiral Scheer im August 1918 die Bildung einer Seekriegsleitung mit ihm an der Spitze durch. Im Oktober 1918 plante er einen letzten Flottenvorstoß. Dieser war allerdings militärisch sinnlos und konnte lediglich der Ehre des kaiserlichen Offizierskorps dienen. Außerdem sollte der Flottenvorstoß mit ein Grund für den Ausbruch der Revolution an Bord der Hochseeschiffe gewesen sein.

Auf einer seiner Vortragsreisen zur Geschichte der Skagerrak-Schlacht starb Admiral Reinhard Scheer, Träger des Ordens Pour le Mérite mit Eichenlaub und anderer höchster Tapferkeitsauszeichnungen, am 26. November 1928 an einer Lungenembolie in Marktredwitz. Beerdigt wurde Scheer in Weimar, sein Grab ist noch heute erhalten. Seit 1899 war Scheer mit Emilie, geborene Mohr, verheiratet.

Das Paar hatte drei Töchter. Die Ehefrau und eine Tochter wurden Opfer eines kommunistisch motivierten Raubmordes am 9. Oktober 1920 in der eigenen Villa in Weimar, wo Scheer nach dem Ausscheiden aus der Marine seinen Wohnsitz genommen hatte.

Dr. Bernhard Wenning ist MA, Referent für Kriegsmarine und Luftfahrt im Kriegsarchiv des Österreichischen Staatsarchivs.

 

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