• Veröffentlichungsdatum : 24.05.2022
  • – Letztes Update : 25.05.2022

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Militärmusikfestival 2022: „Gemeinsam“ um die Welt

Selina Lukas

Eine musikalische Weltreise bot das Bundesheer am 21. Mai 2022 auf der Seebühne in Mörbisch für mehr als 6.000 Besucher. Bereits zum achten Mal – mit zwei Jahren pandemiebedingter Pause – fand das Militärmusikfestival in Kooperation mit dem ORF, dem Land Burgenland und Licht ins Dunkel statt. Neben klassischer Marschmusik gab es in diesem Jahr auch musikalische Eindrücke aus den Einsatzräumen im Nahen Osten, Afrika, Asien und Balkan.

Der Abend stand unter dem Motto „Gemeinsam“. Und gemeinsam ging es an diesem lauen Frühsommerabend von Mörbisch, musikalisch begleitet von 240 Soldaten und Soldatinnen, um die ganze Welt. Bereits im Vorfeld gab es die Möglichkeit zehn Platzkonzerte im Burgenland, der Steiermark und Niederösterreich zu besuchen. Von 12. bis 19. Mai 2022 konnte man in Neusiedl am See, Baden, Oberpullendorf, Frauenkirchen, Bad Waltersdrof, Mattersburg, Wiener Neustadt, Eisenstadt, Pinkafeld und Rust den Klängen der Militärmusiken aus den Bundesländern sowie der Gardemusik lauschen.

50 Jahre Kooperation mit „Licht ins Dunkel“

Das Hauptkonzert fand am 21. Mai 2022 auf der Seebühne Mörbisch im Burgenland statt. Einlass ab 17:30 Uhr. Ich komme pünktlich, zwei Stunden vor Beginn der Veranstaltung, sichere mir einen guten Parkplatz und spare somit meine Nerven. Schon beim Ankommen fühle ich mich gut aufgehoben, Grundwehrdiener leiteten mich gut organisiert zum richtigen Parkplatz.

Ich begebe mich zum Einlass, lasse mein Ticket scannen und bin schon mitten im Geschehen. Gleich nach dem Einlass steht ein junger Herr mit einer Spendenbox von „Licht ins Dunkel“. Am heutigen Abend wird nicht nur das Österreichische Bundesheer gefeiert, sondern auch das 50-jährige Bestehen von „Licht ins Dunkel“ und die Kooperation mit dem Bundesheer. Die Tickets sind gratis, dafür wird um eine freie Spende gebeten, die der humanitären Hilfskampagne zugutekommt.

Die umfassende Versorgung gegen Hunger und Durst ist am Areal der Seebühne auf jeden Fall gegeben. Wein- und Sektbars sowie ein Würstelstand und andere Schmankerl lassen keine Wünsche offen. So kann ich die Zeit bis zum Beginn des Konzertes angenehm vertreiben. Rundherum beginnt es schon von Besuchern zu wuseln. Alt und Jung, schick und leger – hier ist alles vertreten und feiert schon vor dem Konzert „gemeinsam“.

Kurz vor 19:30 Uhr begebe ich mich in die windigen Höhen der Seebühne und nehme meinen Platz ein – so wie die meisten anderen auch. Seebühnenintendant Alfons Haider, der Moderator des heutigen Abends, ergreift das Wort. Verzögerung – es stehen noch zu viele Gäste im Stau, auf die wolle man warten. Die Seebühne selbst vermittelt einem bereits das Gefühl einer Weltreise. Das Bühnenbild stammt von vergangenen Veranstaltungen und zeigt beispielsweise einen asiatischen Tempel. Rundherum sind Banner des Bundesheeres gespannt.

Übrigens: Das Militärmusikfestival wurde zur Gänze aufgezeichnet und ist am Sonntag, dem 5. Juni 2022, ab 18.05 Uhr in ORF 2 zu sehen.

Um 19:53 Uhr beginnt das Konzert bei langsam untergehender Sonne. 240 Soldatinnen und Soldaten marschieren ein und spielen dabei die Festfanfare anlässlich 100 Jahre Burgenland. Dann begrüßt Moderator Alfons Haider das Publikum. Immer wieder betont er das Miteinander. An diesem Abend musizieren nicht nur die Militärmusiken Tirol und Kärnten und die Gardemusik „gemeinsam“, sie werden auch von Musikerinnen und Musikern aus dem Oman unterstützt.

Die Ehrengäste des Militärmusikfestivals 2022 werden ebenso vorgestellt. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil, der Präsident von Licht ins Dunkel, Kurt Nekula, und ORF-Generaldirektor Roland Weißmann nehmen in der ersten Reihe Platz. Nach den Eröffnungsworten kommt Hans-Peter Doskozil auf die Bühne und erzählt von seiner Verbindung zum Bundesheer und zur Musik.

 

Einsatz für den Frieden

Dann beginnt das erste Stück: Der „UNO-Marsch“, komponiert von Robert Stolz und am heutigen Abend dirigiert von Heeresmusikchef Oberst Prof. Mag. Bernhard Heher. Begleitend zur Musik werden auf Leinwänden links und rechts der Bühne Fotos und Videos von Einsätzen österreichischer Soldaten gezeigt.

Das nächste Stück führt in den Nahen Osten. Wie Alfons Haider erklärt, begann der dortige Einsatz des Österreichischen Bundesheeres im Jahr 1974 in Syrien. Noch heute sind 200 österreichische Soldaten im Libanon stationiert. Mit der „Suite from Alladin“, komponiert von Alan Menken und dirigiert von Oberst Hans Miertl, sausen wir am fliegenden Teppich durch die „arabische Nacht“.

Der nächste Halt unserer Weltreise ist Afrika – die dortigen Einsätze begannen bereits 1960 im Kongo und auch heute noch sind österreichische Soldaten in Afrika stationiert, so zum Beispiel in Mali als Teil der EUTM Mali. Dorthin geht es für das Publikum mit der rhythmisch-trommellastigen „African Symphony“, komponiert von Van McCoy und dirigiert von Oberstleutnant Johann Kausz, begleitet von Videomaterial der EUTM Mali.

Neben windig, wird es auf der Seebühne Mörbisch nun auch noch königlich. Mit einem Medley von Liedern aus dem Musical „The King & I“, komponiert von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein, dirigiert von Oberst Dietmar Prandner, geht es nach Asien. Hier waren Soldaten des Bundesheeres bereits in Kambodscha als Beobachter oder in Sri Lanka, als Helfer nach einem Tsunami im Einsatz.

In der folgenden kurzen Musikpause kommen Ehrengäste auf die Bühne und zu Wort. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner begrüßt das Publikum und würdigt die musikalische Leistung der Soldatinnen und Soldaten, betont aber auch die militärische Seite, die Auslandseinsätze und die Landesverteidigung. Des Motto des Bundesheeres „Schutz und Hilfe“ sei auch an diesem Abend wichtig und daher freue sie sich über die lange bestehende Kooperation mit Licht ins Dunkel.

Der Präsident von Licht ins Dunkel, Kurt Nekula, spricht von der Bedeutung von Verlässlichkeit und Kontinuität, gerade in den unsicheren Zeiten in denen wir leben. Er appelliert an die Solidarität jedes einzelnen. Roland Weißmann, ORF-Generaldirektor, betont, dass die Höhe der Spenden nicht so wichtig sei, wie die Spendenbereitschaft.

Das nächste Stück heißt „Together“ und wurde komponiert von Oberst Prof. Hannes Apfolterer, der auch das Dirigieren übernimmt. Es soll an den Einsatz des ÖBH in Bosnien und Herzegowina und dem Kosovo erinnern. Danach geht es „gemeinsam“ in die Pause.

„Musik in Bewegung“

So weit man hier auch musikalisch reist, bei der Kulinarik bleibt man doch fest auf Mörbischer Boden. Nach Würstel, Brezeln und dem einen oder anderen Achterl finden sich die Zuschauer gut gelaunt wieder auf der Tribüne ein. Nun folgt das „Große Showprogramm“ der Militärmusiken Tirol und Kärnten unter dem Motto „Musik in Bewegung“. Der Name ist in diesem Fall tatsächlich Programm. Nach dem Einmarsch musizieren die Soldaten unter vollem Körpereinsatz, in der Hocke, in Formationen oder im Marsch am Stand. Ein besonderes Highlight ist die Jazz-Einlage – inklusive Saxophonsolo. Mit Gong und Kampfschrei geht es weiter, als das „Indiana Jones Thema“ zum Besten gegeben wird. Getoppt wird das nur noch von der folgenden „Star Wars“-Einlage, bei der auch ein Lichtschwert nicht fehlen durfte. Action pur!

Als Kontrast werden im nächsten Stück leisere Töne angeschlagen. Ein Klavier wird auf die Bühne geschoben und unter musikalischer Begleitung singt ein Soldat Udo Jürgens‘ „Ich glaube“. Die Message dahinter ganz klar: Der Krieg in der Ukraine muss enden, der Frieden soll siegen. An dieser Stelle ist der Applaus besonders groß.

Die nächste Darbietung wird von einem Trio gegeben: eine Frau Fähnrich und zwei Korporale. Sie singt das Lied „Meine Lippen, sie küssen so Heiß“ von Franz Lehár und wird von den zwei jungen Herren mit der Geige und dem Akkordeon begleitet. Die stimmgewaltige Darbietung geht unter die Haut und wird vom Publikum mit tosendem Applaus und Standing Ovations belohnt.

Es folgt ein Showblock der Gardemusik. Hier ist „wirklich alles“ dabei, rhythmische Trommeln, Formationen, es wird exerziert und Gewehre durch die Luft gewirbelt. Die Soldaten zeigen was sie können, am Schluss sogar mit einem Hebefigur-Kunststück. Von dieser zirkushaften Einlage geht es weiter zu einem Stück, bei dem auch das Publikum körperlich gefordert wird. Zumindest dessen Hände: Der Radetzkymarsch bringt auch den größten Bewegungsmuffel zum Klatschen. Das „gemeinsame“ Gefühl, das so im Publikum entsteht kann nur durch das nächste Lied getoppt werden. Die „Bundeshymne der Herzen“ wird angestimmt – „I am from Austria“. Unter wehenden Österreich-Fahnen singt ein Soldat Rainhard Fendrichs Hit, während das Publikum auf der mittlerweile dunklen Tribüne zufrieden schunkelt und zum Teil auch mitsingt.

Und weil man aufhören soll, wenn es am Schönsten ist, spricht Alfons Haider danach die Abschiedsworte, bedankt sich und entlässt das Publikum in das letzte Stück des Militärmusik-Abends. Mit dem „Großen Zapfenstreich“ endet das Militärmusikfestival 2022 fulminant – und für die Gäste geht die Weltreise mit der Fahrt nach Hause zu Ende.

Selina Lukas, MA ist Redakteurin beim TRUPPENDIENST.

 

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