• Veröffentlichungsdatum : 17.12.2018
  • – Letztes Update : 30.12.2018

  • 18 Min -
  • 3594 Wörter

Magyar Honvéd

2018

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Über dieses Magazin

Magyar Honvéd ist das Fachmagazin des Ungarischen Verteidigungsministeriums und erscheint monatlich. „Magyar Honvéd“, auf Deutsch etwa „Ungarischer Soldat“, ist ein Eigenname, der für „Heimwehrer“ bzw. „Verteidiger des Vaterlandes“ steht. Die Grundidee des Herausgebers lautet:  „Elsö kézböl a haderöröl“ - „Aus erster Hand über die Streitkräfte“.

Magyar Honvéd bringt Informationen aus den Themenbereichen: 

  • „Streitkräfte“ und „Die (große) Welt“
  • „Heerschau“ - Manöver, Missionen, Aus- und Weiterbildung
  • „Militärtechnik“ -. Kampf- und Waffensysteme 
  • „Hinterland“ berichtet über Historisches und Tradition in der Ungarischen Armee.

Heft 4/2018

Sie halten überall stand

Das Magazin „Magyar Honvéd“ hat den Chef des Generalstabes - Dr. Tibor Benkö - über das letzte Jahr sowie über die Pläne für 2018 befragt. 

Zunächst einmal die Zahlen: Ungarns Soldaten nahmen 2017 auf vier Kontinenten in 14 Krisenländern mit 1 000 Soldaten teil. Dazu kamen 23 internationale Übungen; 12 davon fanden im Ausland, der Rest auf ungarischem Territorium statt. Zufrieden stellt Dr. Benkö fest, dass die ungarischen Soldaten nicht nur an der Südgrenze zu Serbien, sondern auch auf den Truppenübungsplätzen sowie in den weiten Ländern der Erde standhielten und ihre Aufgabe mit Bravour meisterten. Auch von den Kollegen aus den verbündeten Staaten, so Benkö, erntet der ungarische Soldat stets höchste Anerkennung. Eine wichtige Neuheit aus militärischer Sicht stellt das Programm „Zrínyi 2026” dar. Dies ist überhaupt das größte militärische Modernisierungsvorhaben der letzten 25 Jahre. Etwa 20% des jährlichen Heeresetats wird für die Beschaffung neuer und die Modernisierung älterer Systeme ausgegeben. Erste Ergebnisse sind bereits Realität geworden: die Schulungs- und Aufklärerflugzeuge „Zlin” [4 Stück, Anm.] sowie zwei Truppentransporter Airbus A319 wurden in Dienst gestellt. Die Modernisierung der Kampfhubschrauber Mi-24 und der Transporthubschrauber Mi-17 steht unmittelbar bevor und 20 weitere brandneue Mehrzweckhelikopter [von Airbus Industries, Anm.] sollen folgen. Mit der Einführung der neuen Uniform 2015M hat sich zudem auch das visuelle Erscheinungsbild der Honvéd-Einheiten verändert. Auf die Frage, welche große Militärübungen im nächsten Jahr vorgesehen sind, verriet Dr. Benkö, dass die ungarischen Abfangjäger SAAB Jas-39 „Gripen” nach Schweden fliegen werden, um dort an der Übung „Légi Fölény 2018” [„Luftoberhoheit 2018”, Anm.] teilzunehmen. Zu nennen sind darüber hinaus „Tobruq Legacy 2018” und „Brave Warrior 2018”. Alles in Allem sind für das Jahr 2018 nahezu 100 nationale und 200 internationale Militärübungen geplant. Das Jahr 2018 wird also zum Jahr der Militärübungen avancieren. Nicht zuletzt sprach Dr. Benkö auch von den Soldaten an der Südgrenze mit großer Anerkennung. Bis zu 18 000 Armeeangehörige wurden zur Grenzsicherung herangezogen. Bezüglich der Auslandsmissionen sei das Endziel, 1 000 Soldaten zwecks Erfahrungssammlung für verschiedene NATO-, EU- oder UN-Missionen bereitzustellen.

Auf Basis der Territorialverteidigung

Nahezu 700 Milizsoldaten [offiziell „Freiwillige Territoriale Reservisten“, Anm.] wurden in Szentendre [etwa 20 km nördlich von Budapest] vereidigt. Das neue, auf der Grundlage der Territorialverteidigung organisierte Milizsystem rief man letztes Jahr ins Leben und zählt momentan über 1 600 Mitglieder.

Seit Jahren kämpft auch Ungarn mit den sinkenden Zahlen der für die militärische Laufbahn Interessenten. Schon deswegen gehört die Mobilisierung einer breiten Masse für die Landesverteidigung zu einer der Hauptzielsetzungen des Programms „Zrínyi 2026“. Der Ausbau des freiwilligen Milizsystems begann Anfang Jänner 2017 mit der Schaffung von Vorbereitungs- und Ausbildungsabteilungen sowie von sieben Landkreiskommandanturen in zehn Komitaten des Landes. Die ersten Milizsoldaten, die nach dem neuen System rekrutiert wurden, legten Anfang Oktober 2017 den Eid ab. Seitdem zählt diese Formation über 1 600 Soldatinnen und Soldaten. Das System wird, wie bereits erwähnt, auf Territorialbasis organisiert. Das bedeutet, dass die Freiwilligen ihre Grundausbildung in der Nähe ihres Wohnortes erhalten und im Ernstfall - so etwa Naturkatastrophen oder eben Krieg - auch dort zum Einsatz kommen. Die Grundausbildung - „Modul 1“ genannt - orientiert sich an die Zeiteinteilung der Milizsoldaten und nimmt etwa 120 Stunden [4x5 Tage im Jahr] in Anspruch. Entschädigt werden die Angehörige mit der sog. Vertragsabschluss-Gebühr in der Höhe von 32 333 Forint [etwa 100 Euro, Anm.] sowie einem jährlichen Zusatz von 138 000 Forint [etwa 430 Euro, Anm.]. Überzahlungen von 50% im Fall eines Hochschul- oder Universitätsabschlusses sind möglich. Das neue Milizsystem rechnet bis 2026 damit, zusammen mit den Reservisten eine Sollstärke von etwa 20 000 Soldaten zu erreichen.

Geschaffen für Soldaten

Im Rahmen des Modernisierungsprogramms „Zrínyi 2026“ erfolgte der Übergabe erster speziell für Militärzwecke entwickelten Autobusse vom Typ „Currus Aries-Volvo“.

Die ersten 15 Busse entstanden in Kooperation von HM Currus Zrt. mit der weltbekannten Firma Ikarus; die Exemplare befinden sich bereits auf den Abstellplätzen der Ungarischen Armee. Bei den Fahrzeugen handelt es sich um eine multifunktionale Konstruktion. Die Autobusse sind sowohl als mobile Kommandozentrale als auch als Truppen- und Verwundeten-Transporter für 40 bzw. 12 Soldaten geeignet. Bis 2019 werden 100 Exemplare ausgeliefert. 27 neue schwere Truppentransporter vom Typ „Rába“ gaben Verteidigungsminister Dr. István Simicskó und der Chef des Generalstabes Dr. Tibor Benkö der Armee über. Eine Woche darauf erlebte der Wagenpark der Armee erneut Zuwachs. Diesmal wurden 250 Dienstwagen vom Typ „Suzuki Vitara” überreicht. Weitere 300 Exemplare sollen in kurzer Zeit folgen, womit die Gesamtanzahl der neuen Dienstwagen die 500 Schwelle überschreiten wird.

Aufgedeckte Vergangenheit

Die sterblichen Überreste von sieben Soldaten der Königlich-Ungarischen Armee wurden von den Spezialisten des Heeresgeschichtlichen Instituts identifiziert.

Die Königlich-Ungarische 2. Armee nahm mit über 200 000 Soldaten am Krieg gegen die Sowjetunion teil. Nach dem Zusammenbruch der Stalingrader Front Anfang 1943 verlor die 2. Armee in den Abwehrkämpfen schätzungsweise bis zu 125 000 Mann - über 50% ihrer Effektivstärke. Zahlreiche Soldaten liegen bis heute anonym in Russland begraben. Heutzutage sind auf dem Gebiet der Russischen Föderation 369 ungarische Militärfriedhöfe bekannt. In und um die Stadt Kirow befinden sich drei solche Grabstätten. Unweit Kirow gelang es im Jahr 2016 einer örtlichen zivilen Organisation die Lokalisierung eines bis dahin nicht bekannten Massengrabes. So reiste am 19. Juni 2017 eine zweiköpfige Delegation des ungarischen Heeresgeschichtlichen Instituts nach Russland, um dort mit russischen, deutschen und italienischen Kollegen das Grab zu eröffnen. Bei dem Massengrab handelt es sich um eine 72 Quadratmeter große und bis zu 250 Zentimeter tiefe Fläche mit den Überresten von 1 083 Personen. Die Untersuchung des Fundes erwies sich für die Budapester Delegation als erfolgreich, da das Grab 14 ungarische Erkennungsmarken „1936M“ sowie eine weitere „1939M“ in sich barg. Nach der gründlichen Reinigung der Aluminium-Marken wurden die Namen von sieben, bis dato als vermisst gemeldeten Soldaten lesbar, nämlich: József Kisvári, Antal Márovics, János Pap, Ádám Quell, Mihály Takács, Alajos Tóth sowie István Vincze. Die Soldaten gerieten nach dem Durchbruch der Roten Armee in Kriegsgefangenschaft, wo sie noch vor Ankunft in das Lager Kirow verstarben. Die Wiederbestattung der ungarischen, deutschen und italienischen Soldaten wird im Sommer 2018 stattfinden.

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Heft 3/2018

Treue, Mut, Ausdauer

„Ungarn wird immer ein schlagkräftiges Heer brauchen, sodass wir [unsere Streitkräfte] auch während der geplanten Modernisierungsphase mit aktiver Beachtung und schaffender Kreativität bauen und stärken sollen.“ - sagte Verteidigungsminister Dr. István Simicskó im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Gedenkjahr „170 Jahre Ungarische Armee“.

Im Gebäude des Heeresgeschichtlichen Instituts und Museums in Budapest fand die Eröffnungsfeier der Programmreihe für das Jubiläumsjahr „170 Jahre Ungarische Armee“ statt. Nach einer kurzen Begrüßung der Gäste ergriff Dr. Simicskó das Wort und erinnerte die anwesende Hörerschaft daran, dass der Staat schon immer auf eine starke Armee angewiesen war, wenn es um seine Souveränität und seine Sicherheit ging. Wenn es nötig war, für die Unabhängigkeit zu kämpfen oder die Grenzen zu verteidigen, fanden Nation wie Armee stets zusammen. Mit großer Anerkennung sprach er von dem ersten „Kriegsminister“ Lázár Mészáros. Im Jahr 1848 gelang es seinem damaligen Vorfahren, eine schlagkräftige Armee in kürzester Zeit aufzustellen und diese mit Erfolg für die Freiheit der Nation einzusetzen. Auch der Chef des Generalstabes, Dr. Tibor Benkö lobte die Opferbereitschaft der ungarischen Soldaten. „Wir können stolz auf diejenigen Soldaten sein, die während der 170 Jahre für die Nation lebten und dem Wohl des Vaterlandes dienten.“ - fügte Dr. Benkö hinzu. Unter Teilnahme des Staatspräsidenten János Ádler gingen die Feierlichkeiten im Ungarischen Nationaltheater weiter. Anlässlich des Galaabends betonte Ádler, dass die Waffen der Revolution zwar längst in Museen ruhen, die Treue, der Mut sowie die Ausdauer allerdings zeitlose Ideale sind, für die Ungarns Soldaten heute noch Tag für Tag stehen.

Weitere Verstärkung

Im Budapester Heeresgeschichtlichen Institut und Museum sprach Verteidigungsminister Dr. István Simicskó vom militärischen Modernisierungsprogramm „Zrínyi 2026”. 

Dass Ungarn heute zu den sichersten Ländern der Welt zählt, ist dem Minister zufolge nicht zuletzt der gewissenhaften Arbeit der Soldaten zu verdanken. Um dies weiterhin gewährleisten zu können, werden umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Wehrkraft in Gang gesetzt. Aber auch die zivile Gesellschaft müsste seiner Meinung nach die Landesverteidigung als eine nationale Angelegenheit betrachten und empfinden. Mit dem „Zrínyi 2026” beabsichtigt die Regierung eine professionelle Armee aufzubauen, wo die Technik des 21. Jahrhunderts mit heimatliebenden, die historische Tradition des Landes vor Auge haltenden Soldaten Hand in Hand geht. Bis Ende 2026 sieht der Plan den Aufbau einer Streitmacht vor, die 30 000 aktive Mitglieder und 20 000 Reservisten zählt. Die Ungarische Armee nimmt derzeit auf vier Kontinenten in 14 Ländern mit bis zu 1 000 Soldaten an Auslandsmissionen, darunter in Afghanisten und im Irak, teil. Damit demonstriert das Land seine Entschlossenheit für die verbündeten Staaten [im NATO, Anm.]. Dr. Simicskó wies außerdem darauf hin, dass Krisensituationen vor Ort zu regeln sind, ebenso die materielle Hilfe, die gegebenenfalls benötigt wird. Dafür plädiert Ungarn seit Jahren.

Purpurkristall

Unter dem Decknamen „Purpurkristall 2018” fand am Truppenübungsplatz Újdörögd [etwa 165km südwestlich von Budapest] eine ABC-Abwehr-Winterübung statt. Das Besondere daran war, dass es auch Schnee gab.

Es kann sonderbar erscheinen, dass man sich während einer „Winterübung” auf Schnee freut. Allerdings bleibt der Winter in Ungarn immer öfter schneelos, wodurch jeder weißer Tag für das Militär von unschätzbarem Wert ist. Oberst János Miklovich, Kommandant des ABC-Abwehr-Bataillons MH. 93 „Petöfi Sándor”, weiß zu gut, wie wichtig es ist, die Soldaten bei winterlichen Bedingungen einzuüben. Die ABC-Abwehr ist nämlich wetterbedingt, so wie die entsprechenden Waffensysteme und der Nachweis von Kontamination. Schnee und Eis beeinflussen nicht nur die Bewegung der Soldaten, sondern auch ihr Urteilsvermögen bei der Lokalisierung bzw. Eingrenzung der Verseuchung. Der Umgang mit speziellem Gerät, dem mit Sensoren versehenen Schützenpanzerwagen BTR-80 VSF, gehört ebenfalls zum Bestandteil der Aus- und Weiterbildung. Die jetzige Übung dient darüber hinaus der Vorbereitung einer 80- bis 90-köpfigen speziellen Abteilung für die NATO. Auf die Frage, ob die Maschine den Menschen auf dem Gebiet der ABC-Abwehr vorzuziehen ist, gab Oberst Miklovich eine klare Antwort: Auch wenn viele Vorgänge automatisiert werden, kann künstliche Intelligenz den Soldaten derzeit nicht vollständig ersetzen.

Kapazitätsausbau

Über zwei Milliarden Forint [mehr als sechs Millionen Euro, Anm.] erhielten die technischen Truppen für die Modernisierung des Wagenparks sowie für den Kauf von neuem Material. 

Im Rahmen des Projektes wird besonderer Wert darauf gelegt, die Effektivität der Arbeit von technischen Abteilungen mit dem Ausbau der Kapazität nicht nur zu erhalten, sondern auch zu verstärken. „Obwohl dies nicht zu den primären Aufgaben der ungarischen Streitkräfte gehört, so müssen sie trotzdem jederzeit bereit sein, im Falle einer Naturkatastrophe die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu garantieren.” - erklärte der Chef des Generalstabes Dr. Tibor Benkö. Neben der qualifizierten Personal ist die Beschaffung einer zeitgemäßen Technik ebenfalls notwendig. Die Einheiten, dazu zählt das Regiment MH. 37. „II. Rákóczi Ferenc”, bekamen  deswegen neue Schlauchboote, Schutzausrüstung, spezielle Saugpumpen, schwere Arbeitsmaschinen, etc.; ihre älteren PTSZ-M Amphibienfahrzeuge wurden hingegen modernisiert. Somit sei das Ziel erreicht, die Reaktionszeit der Truppen in Krisensituationen zu verkürzen sowie die Erweiterung ihrer Fähigkeiten zu sichern.

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Heft 2/2018

Ausgedehnter Horizont

Verteidigungsminister Dr. István Simicskó sprach von einem historischen Moment, als die zwei neuen Truppentransporter der ungarischen Streitkräfte Anfang 2018 in Kecskemét [etwa 90km südöstlich der Hauptstadt, Anm.] eintrafen. Die beiden Airbus A319 sollen die veraltete An-26 Flotte ersetzen.

Noch im Dezember 2017 verkündete das Verteidigungsministerium die Beschaffung von zwei Flugzeugen, die zuvor der zivilen Luftfahrt dienten [beide Maschinen gehörten der deutschen Fluggesellschaft Air Berlin an, Anm.]. Da die An-26 Truppentransporter der ungarischen Luftwaffe bereits 35-40 Jahre Dienstzeit hinter sich haben, war ihr Ersatz notwendig. Die Acht- bis Neunjährigen A319 bieten Platz für 126 Soldaten, wodurch sich die Transportkapazität um das Vielfache erweiterte. Das ist insofern entscheidend, da momentan etwa 1 000 ungarische Soldaten an zahlreichen ausländischen Missionen teilnehmen. Der Verteidigungsminister hob in seiner Rede hervor, dass die Armee mit den neuen multifunktionalen Maschinen nun über die Fähigkeit selbständiger Truppentransporte verfügt. Auch Dr. Tibor Benk?, Chef des Generalstabes, lobte die ausgezeichneten Eigenschaften der neuen Flieger und bekräftigte jene Absicht der Regierung, im Rahmen des Programms „Zrínyi 2026“ die Ungarische Armee zum führenden militärischen Faktor der Region auszubauen.

Erinnerungen aus Afghanistan

Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges unternahmen ungarische Piloten Flüge über Operationsgebiete, womit Afghanistan zu einem Meilenstein der nationalen Militärgeschichte avancierte.

Großes Interesse begleitete den Vortrag des Brigadegenerals Dr. József Koller im Budapester Stefánia-Palais/Honvéd Kulturzentrum über den Einsatz ungarischer Kampfhubschrauber in Afghanistan. Anders als über Ostungarn besitzt die Maschine im Herzen Asiens vollkommen andere Flugeigenschaften. Manöver in Hochgebirge, eine rasch wechselnde Wetterlage sowie Sandstürme erfordern von den Piloten höchste Konzentration. Große Herausforderung stellt darüber hinaus die Wartung der Hubschrauber dar, denn die Ablagerungen des feinen puderartigen Sandes sind sogar in den kleinsten Ecken des Fluggerätes präsent. Im Jahr 2010 begannen die ungarischen Piloten mit der Ausbildung ihrer afghanischen Kollegen. 2011 wurde ihre Präsenz durch das MH Mi-17 Air Advisory Team in Shindand, Provinz Herat, verstärkt, gefolgt von der MH Resolute Support Mission Mi-17 in der Hauptstadt Kabul. Die Mitglieder dieser Mission sind bis heute im Lande und unterstützen die Ausbildung lokaler Kräfte. 

Aus eigener Kraft

Anfang 2018 rückt das Flugzeugträger-Programm der Marine der Volksrepublik China erneut in den Vordergrund. Neben China streben auch Süd-Korea und Japan, mit der Rückendeckung der riesigen US-Flotte, nach einer umfassenden Modernisierung ihrer Kriegsschiffe.

Die Volksrepublik China war bereits in den 1970er Jahren bemüht, mit Hilfe einer schlagkräftigen Flotte ihre Machtansprüche in der Region zu sichern. Die Beschaffung von Flugzeugträgern genoss dabei oberste Priorität. In den Jahren 1985, 1993 sowie 1998 kaufte die Marine von Australien und der Ukraine vier Flugzeugträger, darunter den „Riga“- ein nicht fertig gebauter Träger der Kusnezow-Klasse. Das nun als „Liaoning“ benannte Schiff wurde umfassend modernisiert und 2012 als Type 001-Klasse in Dienst gestellt. Eine weitere Einheit – Type 001A – soll ab 2023 folgen; in der Zukunft rechnet man zudem mit der Einführung der Type 003-Klasse. Zu fragen ist selbstverständlich auch nach dem Typ der eingesetzten Kampfflieger, denn das momentan in Frage kommende Shenyang J-15 Jagdflugzeug gilt dem F-35B Lightning II als unterlegen. Nicht zu schweigen ist von der numerischen wie technischen Überlegenheit der Amerikaner. Mit bis zu zehn Flugzeugträgern der Klasse Nimitz und der Nachfolgeklasse Gerald-R.-Ford müsste die Volksrepublik mithalten.

Höllengang

In Erinnerung an die zwölf Isonzo-Schlachten während des Ersten Weltkrieges kam es zur Vorführung des Filmes „Zwölf Höllen“ im Stefánia Palais/Honvéd-Kulturzentrum.

Zwei Militärhistoriker, Oberstleutnant Dr. Tibor Balla und Norbert Stencinger, erzählen im Film die Geschichte jener Schlachten, die zwischen Juni 1915 und Oktober 1917 an der Isonzo-Front stattfanden. Dr. Gábor Földváry, stellvertretender Staatssekretär im Verteidigungsministerium, bat in seiner Rede darum, die Erinnerung an die alten Zeiten wach zu halten, die künftigen Generationen zu lehren und zu mahnen. Hunderttausende ungarische Soldaten fanden im Krieg gegen Italien den Tod oder gerieten in Kriegsgefangenschaft. Drehbuchautor István Zsalakó sprach hingegen davon, dass die Isonzo-Schlachten noch nie zuvor derart detailreich aufgearbeitet wurden wie in diesem Film. Mit der Hilfe von ungarischen, slowenischen sowie italienischen Reenactment-Gruppen und Archivnahmen gelang es, ein ernstes Thema auch für das junge Publikum zugänglich zu machen. Aufgenommen wurden die Szenen an originalen Schauplätzen mit bis zu 50 Schauspielern. Die feierliche Vorführung des Filmes ehrten auch Massimo Rustico und Dr. Robert Kokalj - die Botschafter Italiens bzw. Sloweniens - sowie Brigadegeneral Guiseppe Gimondo mit ihrer Anwesenheit.

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Heft 1/2018

Für gemeinsame Ziele

„Wir müssen noch Vieles dafür tun, damit die Landesverteidigung tatsächlich eine nationale Angelegenheit wird. Jede einzelne Generation muss sich dabei bewusstmachen, dass es nur ein Vaterland gibt.“ - erklärte der ungarische Verteidigungsminister Dr. István Simicskó. 

Im Beisein der Medien gab er seine, das Ministerium sowie die Armee betreffenden Pläne für das neue Jahr 2018 bekannt. Laut Dr. Simicskó gehört der Kampf gegen den Terror nicht zu den primären Zielsetzungen der ungarischen Streitkräfte, auch wenn sie sehr wohl die Fähigkeit besitzen - wie es die zahlreichen Missionen in Krisenländern weltweit beweisen -, für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Vielmehr muss sich die Armee als schlagkräftig zeigen, um die Landesverteidigung zu garantieren. Die Sicherheit des Landes beruht seiner Meinung nach auf drei Säulen, nämlich der Wehrtauglichkeit der Ungarischen Armee, dem Bündnissystem [NATO, Anm.] sowie der Opferbereitschaft und dem Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Vorrangiges Ziel des Ministeriums sei es nun, die Wehrfähigkeit des Heeres zu verstärken. Seit 2002 wurden die nötigen Investitionen hinausgezögert, 2004 die allgemeine Wehrpflicht abgeschafft, ohne jedoch das Milizsystem ausgebaut zu haben. Im Jahr 2010 verfügte das Heer, so der Minister, lediglich über 17 Reservisten. Schon deswegen zählt der Aufbau einer auf Territorialbasis organisierten Reserve zum wichtigen Element der Ende 2016 verkündeten Reformen [Das unter dem Namen „Zrínyi 2026“ bekannte Regierungsprogramm zielt auf eine Umorganisierung der Armee, Erhöhung des Effektivbestandes sowie Modernisierung und Beschaffung neuer Waffensysteme, Anm.]. Mit der Gründung des Landwehr-Sportvereins Anfang 2017 beabsichtigt das Ministerium zudem ein Bindeglied zwischen der Jugend und dem Militär zu erschaffen. Nicht unberührt bleiben darf darüber hinaus das veraltete Waffenarsenal. Wie es Dr. Simicskó unterstrich, erfordert der schlechte Zustand der Technik rasche Entscheidungen. In einer ersten Runde wurden daher tschechische Schulflugzeuge vom Typ „Zlin“ beschafft. Nicht zuletzt gehört die Zukunft einer Armee, die seine Gefallenen zu ehren weiß. So suchte Mitte 2017 eine ungarische Delegation in Russland zwei Militärfriedhöfe auf [Anfang 1943 erlitt die königlich-ungarische 2. Armee am Don enorme Verluste als sowjetische Verbände die Front durchbrachen, Anm.]. Die Pflege von Kriegsgräbern regelt eine Reihe von bilateralen Verträgen - bis jetzt mit neun Ländern vereinbart. Weitere Verhandlungen folgen mit Serbien und der Slowakei. Auch im internationalen Umfeld waren und sind die ungarischen Soldaten aktiv. 2017 nahm die Ungarische Armee an 23 Militärübungen teil, bis zu 200 Angehörige der Streitkräfte dienen im Irak, um dort die Ausbildung kurdischer Einheiten zu überwachen.

 

Sie haben sich überall bewährt

Rückblickend auf 2017 erzählte Brigadegeneral Gábor Horváth über das bewegte Jahr seiner Einheit. Für die Schützenbrigade MH. 25 „Klapka György“ aus Tata [Kleinstadt in Ungarn, etwa 50 km nordwestlich von Budapest, Anm.] begann das Jahr 2017 ziemlich „aktionsreich“. Während der Großteil des Verbandes an Auslandsmissionen teilnahm, sicherte der Rest die südliche Staatsgrenze Ungarns zu Serbien. 

Kaum aus dem Kosovo und dem Irak angekommen, reisten die heimgekehrten Kontingente kurze Zeit später nach Norden weiter, um die nächsten drei Monate unter dem Decknamen „Training Bridge 2017“ zu Ausbildungszwecken in Estland zu verbringen. Zum selben Zeitpunkt zeigte die Brigade mit 150 bis 180 Soldaten an der Südgrenze Präsenz und bewachte in Kooperation mit der Polizei den von der Migrationswelle 2015 hart betroffenen Grenzabschnitt. In der Heimatgarnison liefen indes die Grundausbildungen sowie die Vorbereitung der nächsten Kontingente auf Hochtouren. Da die Brigade ab Februar 2018 in der Provinz Kosovo den Aufgabenbereich des Taktischen-Reserve-Bataillons übernimmt, erfordert die Vorbereitung der Soldaten eine noch gründlichere Aufmerksamkeit. Neben dem Kosovo wird auch in den Irak eine Mission gestartet. Nicht untätig bleiben auch die daheimgebliebenen Soldaten der Brigade - für sie folgt eine Vorbereitungszeit für die geplante Militärübung „Brave Warrior“. 2018 steht auch im Zeichen der Kasernenrenovierung in Tata, in deren Rahmen der Ausbau der berühmten „Kupola“ („Kuppel“) - Symbol der Panzertruppe - zu einem (Aus)bildungs- und Simulationszentrum erfolgen wird.

 

Unterbliebene Wachablösung

Der Luftüberlegenheitsjäger F-22A „Raptor“ hat eine lange Geschichte hinter sich. In den 1980er Jahren, als die sowjetischen Bomber die USA bedrohten, wurden die Stimmen laut, die eine durchgreifende Abwehrmaßnahme gegen die „rote“ Gefahr forderten. Daraus entstand das erste Tarnkappenflugzeug der fünften Generation, die F-22A.

Noch während des Kalten Krieges wollten die USA mit einem neuen Waffensystem adäquate Antwort auf die SU-27-Familie der Sowjets geben. Ende April 1991 erklärte Donald Rise, verantwortlicher Minister für die Luftwaffe, das Prototyp YF-22 der Firma Lockheed Martin zum Sieger. Die ersten Pläne sahen die Bestellung von etwa 750 Maschinen vor, als aber mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion die eigentliche Grundlage für die milliardenschwere Entwicklung des Systems entfiel, sanken die Produktionszahlen rapide. Im Jahr 1996 sprach man nur noch von 648, 1997 von 339, 2003 hingegen von 277 Flugzeugen. 2007 erhielt Lockheed Martin den Auftrag zur Fertigung für lediglich 183 Maschinen. Bis dahin verschling das Projekt etwa 62 Milliarden Dollar. Dazu kam, dass die F-22 nicht für den Export vorgesehen war, um die Luftüberlegenheit der USA zu garantieren. So kam es, dass der übrigens erstklassige Jäger in der zweiten Jahreshälfte von 2014 statt sowjetischer Ziele die Stellungen des sog. Islamischen Staates in Syrien bombardierte. Ein „Happy End“ für den Greifvogel? Wohl kaum…

 

Der ungarische Napoleon

2018 naht der 170. Geburtstag der Ungarischen Armee („Honvédség“). In den Wirren der Revolutionsjahre bewährten sich sowohl die aufständischen Streitkräfte als auch ihre Anführer. Artúr Görgei, die legendäre Figur von 1848/49, erhielt dabei nicht umsonst den Beinamen „der ungarische Napoleon“.

Görgei ist im Jahre 1818 geboren und wählte bereits in seinen jungen Jahren die militärische Laufbahn. In der Tullner Pionierschule ausgebildet, diente der junge Kadett ab 1842 in den Reihen des Husarenregiments Nr. 12., bevor er die Armee verließ, um in Prag Chemie zu studieren. Nach dem Ausbruch der Revolution Mitte März 1848 meldete sich Görgei freiwillig zum Militärdienst. Zunächst als Hauptmann stieg er in der Rangleiter in großen Schritten empor. Am 7. Oktober 1848 zwangen die Aufständischen unter seinem Kommando die kaisertreue kroatische Division Roth zur Kapitulation, wodurch er landesweit Berühmtheit erlangte. In der ersten Jahreshälfte 1849, bereits als General, kämpfte Görgei mit großer Bravour und zwang die kaisertreuen Truppen zum Rückzug. Erst mit der Hilfe des russischen Zaren gelang es letztendlich der Krone, die Aufständischen zur Aufgabe zu bewegen. Da Görgei die Kapitulation befahl, galt er lange Zeit als „Verräter“ der großen Sache. Heute sieht die Wissenschaft seine Rolle erheblich differenzierter.

-gao-

 

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