Deutsche Feindaufklärung vor dem Ersten Weltkrieg

Das Buch bringt Licht in die bisher wenig beachtete Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Die militärischen Nachrichtendienste und das Attachéwesen professionalisierten sich am Ende des 19. Jahrhunderts und leisteten einen Beitrag in der Vorbereitung auf den Krieg. Lukas Grawe stellt die Planungen des Generalstabes dar, die wesentlich durch die Erkenntnisse und Einschätzungen der Aufklärung gegenüber den beiden potentiellen Hauptgegnern Frankreich und Russland beeinflusst wurden. 

Das Buch beginnt mit einer Darstellung der Organisation und Quellen der Feindaufklärung des deutschen Generalstabes vor 1914, in der die Attachés eine Hauptinformationsquelle darstellten. In den folgenden Kapiteln wird nach der Darstellung der grundsätzlichen deutschen Einschätzung Russlands und Frankreichs um 1900, die Beurteilung des russisch-japanischen Krieges und der ersten Marokkokrise sowie die Reformen in den Streitkräften beider Staaten 1906 bis 1908 beschrieben. Nach der Auseinandersetzung mit den Entwicklungen in den Armeen Russlands und Frankreichs zwischen 1908 und 1910 werden die Informationen des deutschen Generalstabes zwischen der zweiten Marokkokrise und den Balkankriegen 1911 bis 1913 untersucht. Das abschließende Kapitel widmet sich der Feindnachrichtenlage auf dem Weg in den Ersten Weltkrieg in den Jahren 1913 und 1914.

Das Buch beruht auf der Dissertation von Lukas Grawe. Es gelingt dem Autor nicht nur einen sehr wichtigen Bereich der Vorbereitungsphase auf den Ersten Weltkrieg auf wissenschaftlicher Basis darzustellen, sondern es können auch die Auswirkungen auf die deutschen Planungen nachgezeichnet und die damit zusammenhängenden Lageeinschätzungen beleuchtet werden, die schließlich zum Ersten Weltkrieg 1914 führten. Insgesamt ist „Deutsche Feindaufklärung vor dem Ersten Weltkrieg“ ein hervorragendes, umfassendes Werk, das wertvolle Hintergrundinformation für die Beurteilung des Ausbruches des Ersten Weltkrieges liefert.

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