• Veröffentlichungsdatum : 04.10.2017

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Schutz und Hilfe in der Region

Michael Klug, Robert Gießauf

Von 18. bis 23. September 2017 fand die erste Waffenübung der neu aufgestellten Miliz-Jägerkompanie „Deutschlandsberg“ statt. Rund 130 Milizsoldaten trainierten im Raum St. Martin im Sulmtal ein realistisches Übungsszenario – den Schutz von regional wichtiger Infrastruktur im Rahmen eines sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatzes.

Vor einem Jahr wurde die weststeirische Milizkompanie aus der Taufe gehoben, im September 2017 fand ihre erste Bewährungsprobe statt. Um diese Kompanie aufzustellen, wurden gezielt Personen aus dem süd- und südweststeirischen Raum für eine Milizlaufbahn angeworben. Die Formierungsverantwortung für die Einheit hat das Jägerbataillon 17 in Straß. 

Schutz regional wichtiger Infrastruktur

Das sicherheitspolitische Lagebild hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert. Die Zeiten, in denen Milizsoldaten bei Waffenübungen für die Abwehr von Panzerangriffen ausgebildet wurden, sind vorbei. „Die Gefahren für die innere und äußere Sicherheit des Staates sind jedoch keineswegs verschwunden - sie haben sich nur verschoben. Diesem geänderten Szenario passen wir uns an“, erörterte Major Georg Pilz, der stellvertretende Kommandant des Jägerbataillons 17, die aktuellen Herausforderungen des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH). Diese wurden auch bei der Organisation und Durchführung der Übung der Milizkompanie berücksichtigt, weshalb ein Szenario innerhalb eines sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatzes bearbeitet wurde.

Das Zusammenspiel von Bundesheer, Polizei und der Bezirkshauptmannschaft hatte bei der Übung einen besonderen Stellenwert. Deshalb begann diese auch mit der fiktiven Anforderung des ÖBH durch den Bezirkshauptmann, der auch nachgekommen wurde. Das bedeutet, dass ihm die Soldaten für die Dauer des „Assistenzeinsatzes“ unterstellt waren. „Die Erprobung der Abläufe sind sowohl für das Bundesheer als auch für die Bezirkshauptmannschaft von großer Bedeutung. Damit sind wir für den Moment der Bewährung gerüstet und haben im Ernstfall einen Startvorteil“, erklärte Deutschlandsbergs Bezirkshauptmann Dr. Helmut-Theobald Müller.

Realistisches Szenario

Wie abhängig der Staat und seine Bürger von einer funktionierenden Stromversorgung sind, haben nicht nur Dokumentarfilme wie „Blackout“ gezeigt. Stromerzeuger, Kommunikations- und Gesundheitseinrichtungen bedürfen daher im Ernstfall eines erhöhten Schutzes. Der Einsatz der Miliz ist dabei aus mehreren Gründen sinnvoll: „Aufgrund ihrer Ausbildung in unterschiedlichen Bereichen verfügen Milizsoldaten über ein hohes Fachwissen. Da die meisten Soldaten aus der Region kommen, kennen sie die örtlichen Gegebenheiten und verfügen über gute Kontakte zur Bevölkerung. Ihr Einsatz bietet sich für dieses Aufgabengebiet ideal an“, erklärte der Kommandant der Milizkompanie, der 27-jährige Oberleutnant Christian Rath, der im Zivilberuf als Luftfahrzeug-Techniker tätig ist.

Die Übung beginnt

Vor dem eigentlichen Übungsbeginn war das Schlüsselpersonal der Jägerkompanie Deutschlandsberg von 14. bis 16. September mit den Vorbereitungen für die darauffolgende Woche beschäftigt. Hierzu erkundete der Kompaniekommandant mit seinen Zugskommandanten den Übungsraum. Im Zuge der Vorstaffelung hatten die Milizsoldaten auch die Gelegenheit, ihre Kenntnisse über den Umgang mit Nachtsichtgeräten sowie im Bereich der Karten- und Geländekunde aufzufrischen.

Früh aufstehen hieß es am 18. September für die etwa 130 Milizsoldaten der Kompanie. Bis 0800 Uhr mussten sie in die Erzherzog-Johann-Kaserne nach Straß einrücken. Nach den Einstellungsformalitäten im Garagenbezirk erfolgte die Gliederung der Züge und der Versorgungsgruppe. Gleich zu Beginn hieß es jedoch auch Abschied nehmen: der gute, alte „Stahlpeppi“, jahrzehntelanger Beschützer und Begleiter der österreichischen Soldaten, hat endgültig ausgedient - die Milizkompanie wurde mit dem Kevlarhelm ausgestattet.

Ausbildung und Antreten

Nachdem die administrativen Angelegenheiten erledigt waren, stand ein Ausbildungsblock auf dem Programm. Dieser begann mit einem Vortrag über die rechtlichen Aufgaben und Befugnisse des Bundesheeres im sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz. Der Bezirkspolizeikommandant von Deutschlandsberg, Oberstleutnant Helmut Zöhrer, sowie Chefinspektor Wolfgang Rathmanner erörterten dabei den grundsätzlichen Behördenauftrag, den der Bezirkshauptmann bei Assistenzeinsätzen erteilt. Die beiden Polizisten verwiesen darauf, dass zu dessen Durchsetzung stets „das gelindeste Mittel unter Bedachtnahme der Verhältnismäßigkeit“ anzuwenden ist. Nach der theoretischen Einweisung erfolgte eine Auffrischung der Ausbildungsinhalte im Bereich des Fernmeldewesens sowie des Waffen- und Schießdienstes.

Am frühen Nachmittag begrüßte der Kommandant des Jägerbataillons 17, Oberst dG Shahim Bakhsh, die am Platz der B-Gendarmerie versammelten Milizsoldaten. Bei diesem Antreten gab es den ersten Höhepunkt der Übung: Die inoffizielle Überreichung des Kompanieabzeichens. Damit sind Angehörige dieser Einheit für jedermann leicht zu erkennen. Denn der runde Wehrturm der Bezirksstadt zwischen den zwei Lärchen ziert nun nicht nur das Wappen von Deutschlandsberg, sondern künftig auch den rechten Oberarm der Soldaten. „Der Einsatzraum der Jägerkompanie Deutschlandsberg befindet sich bewusst in der Süd- und Südweststeiermark. Damit wird sowohl das Identitäts- und Zugehörigkeitsgefühl der Einheit zur Region als auch zur Bevölkerung gestärkt“, so Oberst Bakhsh.

Im Übungsraum

Noch am ersten Tag der Übung verlegte die Milizkompanie in den Übungsraum, in dem sie die gesamte Woche bleiben sollte. Untergebracht waren die Soldaten in einem großen Veranstaltungssaal und in einer Sporthalle, wo sie auf Feldbetten schliefen. Am 19. September 2017 war die Kompanie zum offiziellen Übungsbeginn angetreten. Um 0800 Uhr erstattete Oberleutnant Christian Rath Meldung an Major Georg Pilz. Danach wandte sich der Bezirkshauptmann von Deutschlandsberg an die angetretene Truppe. Er dankte den Soldaten für ihre Einsatzbereitschaft und stattete diese im Zuge der Übungsannahme mit den Rechten der Angehörigen eines bewaffneten Wachkörpers aus. „Sie tragen den grünen Rock des Soldaten, für die Dauer des sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatzes verfügen sie nun über jene Befugnisse, die auch Polizisten innehaben. Der Einsatz des gelindesten Mittels sowie der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit sind tragende Säulen unserer und somit auch Ihrer Arbeit“, so Müller.

Aufgabe der Kompanie

Die Kernaufgabe der Jägerkompanie war der Schutz der Infrastruktur im Bezirk Deutschlandsberg. Insbesondere die regionale Energieversorgung stand im Fokus. Umspannwerke und Anlagen von Stromerzeugern, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Infrastruktur unerlässlich sind, wurden von den Milizsoldaten bewacht. Oberleutnant Christian Rath zur Auftragslage der Kompanie: „Gemäß der Übungsannahme hat das Militärkommando Steiermark von der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg - als örtlich zuständiger Sicherheitsbehörde - den Auftrag erhalten, den Schutz von regional wichtiger Infrastruktur sicherzustellen. Unsere Kompanie wird mehrere Objekte, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit in der Region prioritär sind, schützen. Dazu haben wir im Raum St. Martin im Sulmtal drei Züge eingesetzt, die für die Bewachung von Energieversorgungsanlagen verantwortlich sind.“

Schutz rund um die Uhr

Die Soldaten der Jägerkompanie Deutschlandsberg stellten den Schutz der Energieversorgungsanlagen über mehrere Tage und Nächte, von 0 bis 24 Uhr, sicher. Während der Großteil der Bevölkerung die Nachtstunden zu Hause bei der Familie verbrachte, standen sie im „Einsatz“ und hatten dabei mehrere Übungseinlagen zu bewältigen. Die Szenarien mit denen sie konfrontiert waren, reichten von schwerverletzten Forstarbeitern, die Erste-Hilfe benötigten, über ungebetene Gäste, die sich Zutritt zu den Energieanlagen verschaffen wollten, bis hin zu Drohnenflügen, die zur Ausspähung des Geländes unternommen wurden.

Um diese breite Paletten von Aufgaben zu bewältigen, mussten die Soldaten Präsenz zeigen, beobachten und melden, Personen anhalten, kontrollieren, sowie Geländeteile durchkämmen, um Verdächtige aufzustöbern. Nicht nur im Gelände, sondern auch in der Stadt Deutschlandsberg hatten die Soldaten Aufgaben zu erfüllen. Auf Anordnung des Bezirkshauptmannes führte am 20. September ein Halbzug eine Personenkontrolle vor dem Eingangsbereich des Amtsgebäudes der Bezirkshauptmannschaft Deutschlandsberg durch. Alle Personen, die an diesem Tag zwischen 0900 und 1130 Uhr das Gebäude betraten, mussten einen gültigen Ausweis vorweisen - so sah es der Behördenauftrag vor.

Öffentlichkeitsarbeit

Nicht nur der Bezirkshauptmann von Deutschlandsberg forderte das Bundesheer zur Unterstützung an. Auch die Kinder des Kindergartens von St. Martin „verlangten“ nach den Soldaten. Sie wollten aus erster Hand erfahren, warum sich „so viele Menschen mit Helm und Uniform“ vor Ort befinden. Hauptmann Dominik Resch, Informationsoffizier des Jägerbataillons 17, wurde daher in den Kindergarten abkommandiert, um die Fragen der neugierigen Buben und Mädchen zu beantworten.

Festakt und Fazit

Ein militärischer Festakt auf der Burg Deutschlandsberg beendete die einwöchige Übung der Milizsoldaten. Dabei wurde ihnen das Kompaniewappen offiziell von Bürgermeister Mag. Josef Wallner überreicht. Dieses ist mit dem Wappen der Bezirkshauptstadt deckungsgleich und soll den regionalen Charakter der Einheit unterstreichen. Der Erlaubnis, das Stadtwappen führen zu dürfen, ging ein entsprechender Beschluss des Gemeinderates voraus.

„Zum Schutz bestimmt, der Region verpflichtet“, lautet der Wahlspruch der Jägerkompanie Deutschlandsberg, die sich zum Großteil aus Milizsoldaten der Süd- und Südweststeiermark zusammensetzt. Dass es sich dabei nicht um leere Worte handelt, hat sie bei ihrer Übung, die auf einem realistischen Lagebild basierte, bewiesen. Die Soldaten haben dabei gezeigt, dass ihre Durchhaltefähigkeit im Einsatz über mehrere Tage hinweg gegeben ist und sie im Anlassfall für Sicherheit sorgen können. „Die Motivation der Milizsoldaten ist spürbar“, sagte Major Georg Pilz, der auch betonte, dass es bei der Übung darum ging „wichtige Erfahrungswerte zu sammeln, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein“.

Oberleutnant Mag. Michael Klug ist Offizier für Öffentlichkeitsarbeit der Miliz beim Jägerbataillon 17, Oberstabswachtmeister Robert Gießauf ist Unteroffizier für Öffentlichkeitsarbeit beim Jägerbataillon 17.

 

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